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Champions-League-Seriensieger MadridAllseits abgezockt

Real Madrid nutzt Chancen mit gnadenloser Effizienz und hat in Carlo Ancelotti einen Coach, der Egos zu bändigen vermag.

Hütchenspiegel: Madrids Dani Carvajal setzt sich den Henkelpott auf Foto: ap

PARIS taz | Für einen Moment war Carlo Ancelotti der einsamste Mann im Stade de France. Als erstes Mitglied der Delegation von Real Madrid hatte der Trainer seine Medaille abgeholt nach dem 1:0 im Finale der Champions League gegen den FC Liverpool und ließ sich auf dem blauen Siegerpodest nieder. Ancelotti saß da, alleine, schaute ins Rund und war offensichtlich zufrieden mit sich und der Welt. Dann folgten ihm seine Spieler aufs Podest, und als die Mannschaft vollzählig war, stemmte Marcelo den Silberpokal mit den Riesenhenkeln in die Pariser Nacht.

„We will go again!“

Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, will bald wieder angreifen

Es war eine besondere Nacht für Ancelotti, eine Nacht, in der er zum alleinigen Rekordhalter für die meisten Champions-League-Siege als Trainer aufstieg. Mit vier Erfolgen steht er jetzt vor Bob Paisley, der mit dem FC Liverpool dreimal den alten “European Cup“ gewann, und vor Zinedine Zidane, der Real Madrid zwischen 2016 und 2018 dreimal nacheinander auf den kontinentalen Thron gehievt hatte.

Dass Ancelotti seine vier Pokale mit zwei verschiedenen Klubs holte, nämlich mit dem AC Mailand und Real, und dass zwischen dem ersten (2003) und dem jüngsten Triumph (2022) fast zwei Jahrzehnte liegen, spricht für die universelle Klasse und die Langlebigkeit seiner Trainerkunst. Das wird man auch beim FC Bayern anerkennen müssen, wo Ancelotti einst als Nachfolger von Pep Guardiola nach nur 15 Monaten entlassen worden war, im Anschluss an eine Niederlage in Paris, bei PSG.

Ancelotti gilt als Dompteur der Super-Egos, der dem Zirkus des Spitzenfußballs mit Gelassenheit und hochgezogener Augenbraue begegnet. Toni Kroos, der als einer von neun Real-Profis gegen Liverpool seinen fünften Champions-League-Titel feierte, gab nach dem Finale zuerst einem ZDF-Reporter eine Abfuhr („Zwei so Scheißfragen“) und sodann einen Einblick in das Leben unter dem Italiener: “Man kann sagen, dass Carlo es wie kein Zweiter versteht, eine Gruppe zu managen und hinter sich zu bringen. Manchmal sind Freiheiten auf dem Platz genau so wichtig wie alles im kleinsten Detail zu planen“, sagte Kroos spät in der Nacht, als er im Trikot und mit schwarzem Sakko das Stadion verließ.

Dritte Finalniederlage für Klopp

Real hatte gegen Liverpool wieder einmal getan, was Real immer getan hat in dieser Champions-League-Saison. Die Mannschaft störte sich nicht an ihrer Unterlegenheit, sondern wartete auf ihre Chance und schlug mit brutaler Effizienz zu. Hinten war Torwart Thibaut Courtois mit einer überragenden Leistung dafür verantwortlich, dass keiner der vielen Liverpool-Schüsse ins Ziel fand, und vorne nutzte Vinícius Júnior die einzige Real-Chance nach einer knappen Stunde zum Siegtreffer.

Nach ähnlichem Muster hatten sich die Spanier auf erstaunliche Weise durch den Wettbewerb navigiert in dieser Saison. Im Achtelfinale gegen PSG, im Viertelfinale gegen Vorjahressieger Chelsea und im Halbfinale gegen Manchester City stand die Mannschaft jeweils knapp vorm Aus und kam trotzdem immer weiter dank maximaler Cleverness. “Real ist am tödlichsten, wenn es am meisten darauf ankommt“, musste der Telegraph anerkennen.

Auch Jürgen Klopp erklärte den Ausgang des Finals damit, dass den Spaniern gelungen war, was Liverpool verpasst hatte: „Sie haben getroffen, wir nicht. Das ist der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage.“ Vorwürfe wollte der Trainer seinem Team nicht machen. Bis vor Kurzem hatte Liverpool die Aussicht auf eine monumentale Leistung, auf das „Quadruple“ mit vier Titeln. Doch nach dem letzten Abpfiff der Spielzeit kann die Mannschaft nur zwei Trophäen vorzeigen, nämlich den englischen Ligapokal und den FA-Cup.

Die Meister-Entscheidung in der Premier League fiel am letzten Spieltag zugunsten von Manchester City, und in der Champions League musste Klopp seine dritte Final-Niederlage nach 2013 (mit Dortmund gegen Bayern) und 2018 (mit Liverpool gegen Real) hinnehmen. Er berichtete, in der Kabine eine betrübte Mannschaft vorgefunden zu haben, gab aber gleich wieder das Endspiel im kommenden Jahr in Istanbul als Ziel aus. „We will go again!“, kündigte er an. Wir werden es wieder versuchen! Daran besteht kein Zweifel. Klopp hat eine der besten Mannschaften in der Geschichte des FC Liverpool geschaffen. So abgeklärt wie Real Madrid ist sie noch nicht.

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3 Kommentare

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  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Carlo Ancelotti ließ ein 5-3-2-System spielen.



    Das gelegentlich zum 4-3-3 mutierte - und folgerichtig zwei Torschüsse in 95 Minuten produzierte.



    Fußball geht anders.



    Aber man muss mit dem auskommen was man hat. Und sich auf den Gegner einstellen.



    Wenn der fußballerisch so turmhoch überlegen ist, dann bleibt halt nur die Betonmaschine.



    Und dennoch hatte Liverpool ca. 25 Torschüsse - Real 2.



    Die schlechtere Mannschaft hat gewonnen.



    Das ist manchmal so im Fußball.



    Man kann's Ancelotti nicht orwerfen.



    Was soll er schon machen?



    Mit Fußball in's Verderben rennen?



    Und Querpass-Toni war angesäuert, weil ein Reporter im nicht die Fragen stellte, die er offenbar beim Real-TV gewohnt ist.



    Majestätsbeleidigung, das!

  • Vielleicht hatte Real Madrid einfach Glück ... soll vorkommen ;-)



    Den unterhaltsameren Fußball hat Liverpool gespielt, deswegen war Herr Kroos wohl von den Fragen auch so angepisst ...

  • Im Normalfall gewinnt Liverpool dieses Spiel mit 2:1 oder höher, so drückend überlegen waren sie, aber manchmal will das Runde eben nicht ins Eckige. Das muss dann auch “Sir Toni“ akzeptieren.