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Wenn ein Frauenlauf zur Frauenfrage führt

Berlin, 1.865.064 Einwohne­rinnen, von denen etwa 10.000 am ­diesjährigen Frauenlauf Mitte Mai teilnahmen.

Immer im Mai rennen ein paar tausend Frauen durch den Tiergarten. Frauenlauf heißt die Veranstaltung, man spendet mit seinem Startgeld für die Brustkrebsforschung. Es herrscht stets eine nette Atmosphäre, außer ein paar Spitzenläuferinnen, die es ernst meinen, geht der Rest mit einer gewissen Entspanntheit an den Start. Das ist bei Breitensportveranstaltungen nicht immer der Fall, auch wenn man meinen sollte, dass es hinten im Feld auf ein paar Sekunden nicht ankommt.

Es wäre jetzt die Wiederholung eines Geschlechterklischees, wollte man die Abwesenheit einer gewissen Aggressivität der Abwesenheit von Männern zuschreiben. Also ist das jetzt ausdrücklich ein rein subjektiver Erfahrungswert, gesammelt auf vielen Veranstaltungen dieser Art.

Apropos Männer und Frauen: Ist das eigentlich noch zeitgemäß, fragen eine Freundin und ich uns nach den zehn Kilometern: Sind wir nicht über binäre Geschlechtszuschreibungen hinaus? Wo sind die queeren Menschen? Und was sagt es aus, dass man glaubt, extra Sportveranstaltungen für Frauen machen zu müssen? Sind wir damit weitergekommen in der Frauen­frage – oder gerade nicht?Anna Klöpper