Wenn Konsorten kaufen

Investoren aus den USA und der Schweiz unterzeichnen einen Kaufvertrag für den FC Chelsea, und Vorbesitzer Abramowitsch will den Gewinn spenden

Früher ein Ringer, heute ein Sportinvestor: Der neue Chelsea-Eigner, Todd Boehly (M.), applaudiert der Elf des FC Chelsea während des Spiels gegen Wolverhampton an der Stamford Bridge Foto: Frank Augstein/ap

Aus London Daniel Zylbersztajn-Lewandowski

Der Klub an der Stamford Bridge wird für die höchste Summe, die je für einen Fußballklub gezahlt wurde, den Besitzer wechseln. Ein von US-Milliardär Todd Boehly geführtes Konsortium will den Londoner Fußballklub Chelsea FC kaufen. Für den Erwerb sollen 4,25 Milliarden Pfund, 4,97 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt werden. Einsteigen wird Clearlake Capital – das Unternehmen wird wohl 60 Prozent der Anteile erwerben – sowie der Geschäftsführer von Guggenheim Partners, Mark Walter, und der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss.

Chelsea, derzeit Dritter in der Premier League, betonte am Samstag, dass umgerechnet 2,92 Milliarden für den Erwerb der Anteile auf ein von der Regierung eingefrorenes britisches Konto des derzeitigen Besitzers, der russische Oligarch Roman Abramowitsch, gehen sollen. Dieser hatte angekündigt, dass die gesamte Summe „100 Prozent“ an wohltätige Zwecke gehen werde. Jeglicher Geldtransfer benötigt derzeit die Zustimmung der britischen Regierung.

Der Rest der Kaufsumme, umgerechnet 2,05 Milliarden Euro, soll als Investment in den Klub gehen. Dieser größte Kaufdeal eines Vereins in der Fußballgeschichte soll bis Ende des Monats vollendet werden. Nach der Einigung zwischen Käufern und Verein, die das Resultat intensiver Verhandlungen in der vergangenen Woche war, müssen nun noch die britische Regierung und die englische Premier League dem Deal absegnen. Be­ob­ach­te­r:in­nen halten dies für einen rein formellen Schritt.

Auch andere englische Fußballvereine gehören US-amerikanischen Besitzern mit großen Geldbeuteln. Der US-Amerikaner Malcolm Glazer zahlte zwischen 2003 und 2005 für Manchester United insgesamt 800 Millionen Pfund, umgerechnet 935 Millionen Euro. Der FC Liverpool gehört der Fenway Sports Group und der FC Arsenal dem US-Milliardär und Geschäftsmann Stan Kroenke. Doch um Kontroversen wie bei der unbeliebten Übernahme der Glazers in Manchesters auszuräumen, sollen die Chelsea-Käufer sogenannten „Anti-Glazer-Klauseln“ zugestimmt haben. Sollte dies richtig sein, verbieten sie den zukünftigen Besitzern zehn Jahre lang, aus den Gewinnen des Vereins Dividenden oder „Management-Gehälter“ zu zahlen, ebenso dürfen in dieser Zeit keine Anteile wiederverkauft werden. Auch die Höchstsumme zukünftiger Schulden soll festgelegt worden sein.

Der Amerikaner Glazer zahlte zwischen 2003 und 2005 für ManUnited 800 Millionen Pfund

Der Verkauf Chelseas ist eine Konsequenz der gegen Abramowitsch wegen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine verhängten Sanktionen. Der Oligarch stand Wladimir Putin nahe. Kurz bevor die Sanktionen verkündet wurden, hatte Abramowitsch angekündigt, den Klub verkaufen zu wollen und den Kaufpreis in wohltätige Zwecke zu investieren. Es waren die Investitionen des Oligarchen, die es Chelsea ermöglichte, die höchsten Summen für die besten Fußballspieler zu zahlen, was den Verein zum zweimaligen Champions-League-Sieger machte und zum fünfmaligen Meister der englischen Premier League.

Der Deal beendet die Versuche von verschiedenen Konsortien und bekannten Sportlern, den Verein zu kaufen. Sky Sport berichtete, dass Boehly, er ist der Mitgründer des US-Investmentgiganten Eldridge Industries und Mitbesitzer des Basketballvereins LA Lakers sowie des Baseballvereins Los Angeles Dodgers, den ehemaligen konservativen britischen Finanzminister George Osborne, er ist ein Chelsea-Fan, zusammen mit der Finanzberaterfirma Robey Warshaw, für die Osborne arbeitet, und der Investmentbank Goldman Sachs als seine Berater für den Kauf angeheuert hatte.