Erst billig, dann noch teurer?

Politiker wie Kristian Ronneburg (Linke) befürchten Ernüchterung nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets

Von Claudius Prößer

Der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Kristian Ronneburg, kritisiert die Bundesregierung beim Neun-Euro-Ticket, das ab dem 1. Juni für drei Monate angeboten werden soll. Es fehle „die letzte Konsequenz“, wenn die sogenannten Regionalisierungmittel im Bundeshaushalt, aus denen die Bundesländer den ÖPNV bezuschussen, nicht erhöht würden.

Nach dem Sommer, so Ronneburg zur taz, stünden Tarifanpassungen an. „Wenn wir da als Länder alleine gelassen werden und die Tarife erhöhen müssen, ist Ernüchterung vorprogrammiert.“ Es brauche darum ein „zweites Paket der Bundesregierung“.

Ähnlich äußerte sich am Donnerstag die für Mobilität zuständige Bremer Senatorin Maike Schaefer (Grüne) im Anschluss an die Verkehrsministerkonferenz. Sie und ihre KollegInnen erwarteten, „dass 1,5 Milliarden Euro Regionalisierungsmittel zusätzlich gestellt werden“, um vor allem den Nahverkehr auf der Schiene zu stärken. Diese Mittel müssten in den aktuellen Haushalt des Bundes aufgenommen werden.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kommentierte diese Forderung damit, die Frage der Erhöhung der Regionalisierungsmittel sei „knifflig“. Der Bundesrechnungshof habe hierzu „Fragen aufgeworfen“.

Linken-Politiker Ronneburg regte für Berlin an, „eigene Gedanken anzustellen, was wir tun können“. Denkbar sei zum Beispiel, den Ticketpreis für die AbonnentInnen von BVG und S-Bahn aus Landesmitteln auf 0 Euro abzusenken. Der Linkenpolitiker geht zwar davon aus, dass insbesondere die Züge im Regionalverkehr – etwa von Berlin an die Ostsee – voll werden könnten, glaubt aber nicht, dass die durch das Ticket ausgelöste Nachfrage problematisch werden könnte. In den Sommermonaten sei die Auslastung ohnehin geringer.

Noch Luft nach oben

Dass hier noch Luft nach oben ist, glaubt auch BVG-Sprecher Jannes Schwentu – und nicht nur jahreszeitlich bedingt: „Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Bussen und Bahnen aktuell noch geringer als in vergleichbaren Zeiträumen vor Corona.“ Sein Unternehmen erwarte zusätzliche Fahrgäste vor allem beim Freizeit- und Ausflugsverkehr.

Deshalb, so Schwentu, sei man „in den Absprachen, wie wir zeitnah unser Angebot weiter ausbauen können“. Auf die Frage, ob man sich bei der BVG Sorgen mache, dass der Nachfrageschub zu Problemen im Betrieb führen könne, antwortete er mit einem klaren „Nein“.

Für die S-Bahn Berlin GmbH und den DB-Regionalverkehr teilte eine Bahn-Sprecherin mit, man „begrüße es natürlich, wenn vermehrt Menschen Bahnen und Busse nutzen“. Die DB habe in den vergangenen zwei Jahren „rund 1,5 Milliarden Euro allein in die Erneuerung der Fahrzeugflotte im Regionalverkehr investiert“ und „weit über 700 neue und modernisierte Züge deutschlandweit im Regionalverkehr während der Pandemie an die Fahrgäste gebracht“.