: Mexiko ist für Medienschaffende bereits zum dritten Mal in Folge das tödlichste Land der Welt
Am 31. Januar hat Armando Linares, der Chefredakteur des Online-Portals Monitor Michoacán, in einem Video auf Facebook geschildert, dass sein Medium seit Monaten Morddrohungen erhalten habe. „Nun sind die Drohungen wahr geworden“, sagte er mit belegter Stimme. Denn am selben Tag war sein Mitarbeiter Roberto Toledo an der Tür zum Redaktionsgebäude von Unbekannten erschossen worden.
Doch am 15. März wurde auch Armando Linares ermordet – als achter Journalist in Mexiko in nur zehn Wochen. Damit begann das Jahr 2022 selbst für mexikanische Verhältnisse erschütternd blutig. Im ganzen Jahr 2021 waren dort sieben Journalist*innen ermordet worden. Das dritte Jahr in Folge waren es dort so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Und dabei herrscht in Mexiko offiziell gar kein Krieg.
Dennoch sind quasi alle im Land getöteten Medienschaffenden indirekt Opfer im mexikanischen Drogenkrieg. Denn die Recherchen über Kartelle und ihren massiven Einfluss auf Politik und Behörden sind lebensgefährlich. Und in bis zu 99 Prozent der Morde an Journalist*innen kommen die Drahtziehenden ungestraft davon.
In Mexiko wurde kein Fall von gewaltsamem Verschwindenlassen in den vergangenen Jahren aufgeklärt. Doch bleiben Morde und Entführungen für die Täter*innen folgenlos, kann das als Einladung zur Nachahmung betrachtet werden.
Reporter ohne Grenzen (RSF) kämpft seit Jahren gegen diese nahezu vollständige Straflosigkeit. Gemeinsam mit der mexikanischen Partnerorganisation Propuesta Cívica unterstützt RSF Hinterbliebene bei dem juristischen Kampf für Gerechtigkeit.
Auch dank der beiden Organisationen wurden in den letzten beiden Jahren Mittäter an den 2017 verübten Morden an den prominenten Investigativjournalisten Javier Valdez und Miroslava Breach zu langen Haftstrafen verurteilt. Diese wegweisenden Urteile machen ein wenig Hoffnung, dass sich trotz der schrecklichen Häufung von Morden der vergangenen Monate in Mexiko etwas bewegt. Juliane Matthey
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