Solidarität und Schrecken

Das Brahms-Festival in Lübeck widmet sich dem romantischen Multitalent E. T. A. Hoffmann

30. Brahms-Festival: 6.–15. 5., Lübeck, diverse Spielorte. Programm: www.brahms-institut.de

Ausstellung „Der junge Brahms – Zwischen Natur und Poesie“: 7. 5.–17. 12., Villa Brahms

Von Alexander Diehl

Dass er ein Heißsporn sein konnte, ja: der sprichwörtliche Feuerkopf, daran muss mancher immer wieder mal erinnert werden: Die Rede ist vom Komponisten Johannes Brahms, dem die Musikhochschule Lübeck – in Gestalt des dort angesiedelten Brahms-Instituts – jetzt wieder ein Festival widmet; das inzwischen dreißigste – und sogar komplett in Präsenz.

Wer die einschlägigen Geistengrößen-Lebensdaten drauf hat, weiß: 2022 ist E. T. A. Hoffmann-Jahr, und auch die Lübecker Programmverantwortlichen haben den vor 200 Jahren verstorbenen Romantiker – in musikalischem wie literarischem Sinne – im Blick. Das beginnt mit dem Festival-Motto „Fantastisch“: Schon Hoffmanns erste größere Veröffentlichung, die „Fantasiestücke in Callots Manier. Blätter aus dem Tagebuch eines reisenden Enthusiasten“ (1814/15), enthielt ja Texte, die bis heute „zum eisernen Bestand der phantastischen Literatur zählen“, so der Germanist Hans Richard Brittnacher. Mit Hoffmanns Musikernovelle „Die Fermate“ (1815/19) beschäftigt sich dann etwa die Musikwissenschaftlerin Christiane Tewinkel in der Eröffnungsvorlesung.

Die insgesamt 33 Konzerte indes widmen sich naheliegenderweise der musikalischen Romantik. Das „Herzstück“ bilden die abendlichen Kammermusikkonzerte mit programmatischen Titeln wie „Verführerisch“, „Verzaubernd“, „Verschattet“, „Verträumt“ und „Verwoben“. Bewährt haben sich im Rahmen des Festivals Formate wie die frühen Orgelkonzerte in St. Jakobi – diesmal unter dem Motto „Morgengrauen“.

Bei den moderierten „Lunchtime Concerts“ beleuchten sechs junge Kammermusikensembles jeweils ein Quartett aus dem kunstvoll komponierten Werkzyklus, den Wolfgang Amadeus Mozart dem Komponistenfreund Joseph Haydn widmete. „Zwischenwelten“, „Märchenwelt“ und „Karikaturen“ sind die studentischen Nachmittagskonzerte in der Villa Brahms überschrieben. Neu ausprobiert wird die„Brahms Night Session“: Improvisationen zu später Stunde von Studierenden und Dozierenden der Popularmusik.

Bei aller Romantik: Ausdrücklich Solidarität mit der Ukraine bekunden sollen drei „Friedenskonzerte“, ausgerichtet in Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Flensburg; eines davon wird auch im dortigen Deutschen Haus gegeben.