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Wer zuletzt lacht …

HIP-HOP Vor zwanzig Jahren haben „De La Soul“ auf „Three Feet High and Rising“ mit Humor und unkonventionellen Samples den Hip-Hop revolutioniert. Am Dienstag feiern die Native-Tongue- und Alternative Hip-Hop-Mitbegründer ihr Jubiläum in der Fabrik

Auf messerscharfe Lyrics und Humor muss auch heute niemand verzichten

VON ROBERT MATTHIES

Mehr als die Hälfte ihres Lebens haben sie nun zusammen Musik gemacht. Als die Rapper Kelvin Mercer (a.k.a. Posdnuos a.k.a Plug One), David J. Jolicu (a.k.a. Trugoy the Dove a.k.a. Plug Two) und Vincent Mason (a.k.a. P.A. Pasemaster Mase a.k.a. Plug Three) sich 1989 im New Yorker Stadteil Long Island zum Trio „De La Soul“ zusammenschlossen, um die festgefahrene Hip-Hop-Szene der Stadt mit Wind aus einer neuen Richtung zu versorgen, waren sie gerade mal 19 Jahre alt.

Statt dicker Goldketten wie bei den meisten Kollegen, baumelten Peace-Zeichen um die Hälse der Mitbegründer des Alternative Hip-Hop, der stilistischen Stagnation der an schnödem Materiellen orientierten Raps in den Charts setzten die drei Native Tongues ein paar erfrischende Innovationen entgegen: Statt rauer Gangster-, Ghetto-, Geld- und Gewalt-Geschichten, gab es hippieeske Lyrics voller Gänseblümchen und Liebe, seichte Beats mit Jazz-, Rock- oder gar Country-Samples – und für damalige Zeit so bizarr Anmutendem wie Ausschnitte aus einem Französisch-Kurs. Und jede Menge freundlich gemeinter, überschwenglicher Humor.

In Price Paul fand das Trio für seinen Erstling „Three Feet High and Rising“ denn auch den richtigen Produzenten mit dem angemessen unorthodox-verspielten Sinn für Spaß. Nicht wenigen war das dann aber doch zu wenig im Gewohnten verwurzelt, zu fröhlich und was auch immer. Verkauft aber hat sich die Platte auch über die Hip-Hop-Szene hinaus grandios, die ausgekoppelte Single „Me, Myself and I“ wurde weltweit zum Hit, und auch die Kritiker waren sich einig: eine außergewöhnliche Platte.

Bis heute ist sie auch die meistverkaufte der New Yorker, alle späteren, reiferen und ernsteren Nachfolger konnten den Anfangserfolg nicht übertreffen. Einflussreich sind „De La Soul“ aber bis heute nicht nur für nächste Verwandte wie die „Jungle Brothers“ oder Mos Def geblieben: Der Erfolg der „Digable Planets“ oder der „Black Eyed Peas“ – ohne die Pionierarbeit der humorvollen New Yorker undenkbar.

Am Dienstag feiern „De La Soul“ ihr zwanzigjähriges Bestehen in der Fabrik. Ein nostalgisches Zurückschauen wird das nicht: Auf iTunes gibt es längst ein aktuelles „Mix-Tape“, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Sportschuhhersteller Nike. Und in dessen Katalog die „De La Soul“-designten Schuhe. Wer derlei ökonomische Synergien nicht im heimischen Mediaplayer haben mag, verpasst eine kleine Neuerfindung: Mehr Freestyle und vor allem mehr Elektronik. Auf messerscharfe Lyrics und den besonderen „De La Soul“-Humor muss auch nach zwei Dekaden aber niemand verzichten. Denn wer am besten lachen will, lacht schließlich (auch noch) am Ende. Lauthals.

■ Di, 15. 9., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36

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