berliner szenen: Lieber nicht wie die Profis
Im ersten Level: müsst ihr schnell sein. Im zweiten Level: noch schneller und im dritten Level: werdet crazy!“, so die Ansage des hübschen Trainers auf dem Hometrainer vor uns. Es ist dunkel im Raum, wummernde Technomusik und Diskolichter sollen offenbar die Teilnehmenden zu Höchstleistungen animieren. In den folgenden 45 Minuten geht es darum, die Beinmuskulatur in kurzen Intervallen so intensiv wie möglich zu beanspruchen und dabei zu 81 Prozent die maximale Herzfrequenz zu überschreiten.
Auf die Wand vor uns werden die Namen und Herzfrequenzen aller Teilnehmer:innen, die einen Tracker tragen, in Echtzeit projiziert. Ich habe mir keinen Tracker geben lassen, weil die Mitarbeiterin an der Ausgabe nicht wusste, wo und wie lange die persönlichen Daten gespeichert werden. Meine Mitstreiter:innen nehme ich während des Trainings kaum wahr, bis auf einen Typen vor mir, weil er schon im ersten Intervall wie „crazy“ in die Pedale tritt und sich zwischendurch selbstgeißelnd auf die Oberschenkel schlägt. Nach jeweils drei Minuten gibt es eine kurze Pause, an die uns unser Trainer in roboterhaftem Duktus erinnert: „Nehmt euer Handtuch, trinkt einen Schluck Wasser, denn das ist eure Pause.“
15 Intervalle später bin ich ziemlich verschwitzt, aber spüre nichts in meiner Beinmuskulatur. Die Freundin, die mich mitgenommen hat, klärt mich auf: Ich habe am Rad vorne am Drehknopf die Intensität nicht eingestellt. Peinlich, und gleichzeitig ist es auch okay. Denn eigentlich möchte ich auch nicht wie ein Profi trainieren und auch nicht mantraartig erinnert werden, Pause zu machen. Während meine Freundin und ich uns im Schlendermodus in der Garderobe anziehen, hetzen die meisten schon zur Tür raus und andere zur nächsten Session. Sara Rahnenführer
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