sieben sachen
:

Ein Kriegsheimkehrer sucht seinen Platz in der Gesellschaft Foto: Matthias Horn

Heimkehr unmöglich

Wolfgang Borchert war der „Erfinder der Trümmerliteratur“ und die literarische Stimme der Nachkriegszeit. „Draußen vor der Tür“ über einen Kriegsheimkehrer wurde zu einem der erfolgreichsten Nachkriegsdramen, seine Texte zu Manifesten der Friedensbewegung. Die berechtigte Kritik, dass er dem Selbstmitleid der Deutschen Vorschub leistete und eine Täter-Opfer-Umkehr betrieb, erreichte den Autor nicht mehr, der 1947 an den Folgen einer Lebererkrankung starb.

Berliner Ensemble, ab 25. 3., 19.30 Uhr, 13–48 €

Ihre erste Single Bassa Bassa begeisterte bereits weltweit: Jembaa Groove Foto: Ixmucane Aguilar

West African meets Jazz

Yannick Nolting und Eric Owusu haben sich auf dem Spielplatz kennengelernt. Gemeinsam gründeten sie die Band Jembaa Groove, die unter anderem Jazz- und Funkklänge mit traditionellen westafrikanischen Stilen wie Highlife, Adowa und Wassoulou aus Ghana und Mali kombiniert. Im Gretchen stellen sie ihr Debütalbum Susuma vor.

Gretchen, 27. 3., 20.30 Uhr, 13–16,50 €

Nazi-Ästhetik trifft auf Heiner Müller Foto: Dorothea Tuch

Welches Volk überhaupt?

Der 1995 verstorbene Dramatiker und Autor Heiner Müller wurde stets misstrauisch, wenn das Wort „Volk“ fiel. Die musikalische Theaterperformance „Wir sind das Volk – ein Musical“, das 2020 Premiere feierte, bringt die Texte Heiner Müllers mit der Musik der slowenischen Kunstband Laibach zusammen. Das Stück ist vor allem auch eine Hommage an Heiner Müllers widerständige Biografie – featuring Agnes Mann, Susanne Sachsse, Cveto Kobal, Sašo Vollmaier und andere.

HAU1, Stresemannstr. 29, ab 25. 3., 20 Uhr, Tickets ab 17 €

Eun Sun Cho: Shikimate Pathway Part One (Chelator) – Glyphosate Bonding Foto: Eun Sun Cho

Die gute Gabe

„Gift“ bedeutete im Althochdeutschen „das Gegebene“ oder „die Gabe“. Später verschob sich die Bedeutung hin zur „tödlichen Gabe“. Die Ausstellung „GIFT – Field Experiments in Agriculture and Biodiversity“ mit Arbeiten Studierender und Alumni der Neuen Schule für Fotografie Berlin setzt sich künstlerisch und dokumentarisch mit dem Themenkomplex Landwirtschaft und Biodiversität auseinander, verweist auf biologische Vielfalt als Geschenk, das von Generation zu Generation vererbt wird – und gleichzeitig auch auf die akute Gefährdung unserer Lebensgrundlage.

„GIFT“: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie Potsdam, Max-Eyth-Allee 100, Mo.–Fr., 10–17 Uhr, Vernissage: 14. 3., 16 Uhr, Eintritt frei

Live-Launch im Salönchen: Das neue Album „Phantom Club“ von Mittekill Foto: Martin Gottschalk

Verzweifelte Euphorie

Seit über zwanzig Jahren macht Mittekill Musik zwischen Agit-Pop und Posse, melodischen Techno und Elektropop zwischen Schlager und Tanzparkett. Dabei packt er die Dystopien in Watte. Im Salönchen stellt er sein neues Album „Phantom Club“ vor. Außerdem zu Gast: der Perfomer Electronicat.

Salönchen überm Säälchen @Holzmarkt, 25. 3., 20 Uhr, Tickets: 14 € plus Gebühr

Fabian Hinrichs mit den Chören: Afrikan Voices, Bulgarian Voices Berlin, Flying Steps Academy Foto: Thomas Aurin

Was kommt denn noch?

Unter dem Titel „Geht es dir gut?“ haben René Pollesch und Fabian Hinrichs eine neue Arbeit für das Große Haus an der Volksbühne erarbeitet. Mit dabei sind Mitglieder des Boninasani Spirituals Gospelchors, dem Frauenchor Bulgarian Voices Berlin, Break­dan­ce­r:in­nen von Flying Steps sowie 1,5 Atomkoffer. Über allem schwebt die Frage: „Was soll denn eigentlich noch kommen?“

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 26. 3., 2., 14. & 24. 4., jeweils 19.30 Uhr, Tickets 12–38 €

Lew N. Tolstois „Auferstehung“ weist deutlich ins Heute Foto: Arno Declair

Die Erkenntnis

In Russland nennt man Tolstois berühmtestes Buch nun im Scherz „Spezialoperation und Frieden“. Ähnlich wie in „Krieg und Frieden“ wird die russische Gesellschaft am Beginn des 19. Jahrhunderts auch in seinem letzten Roman „Auferstehung“ wie unter einem Brennglas dargestellt: Ein junger Militär soll als Geschworener über eine junge Frau urteilen, deren Leben er selbst zerstört hat.

Deutsches Theater, ab 25. 3.