Fridays for Future streikt wieder

Die Klimabewegung ruft zu ihrer zehnten globalen Großdemo auf

Am Freitag wollen die Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen von Fridays for Future ihren zehnten globalen Klimastreik veranstalten. „Wir werden oft gefragt, ob jetzt wirklich die Zeit für Klima­streik ist, wo es ja andere Krisen gibt wie Putins Krieg“, sagte Aktivistin Elisa Baş von Fridays for Future Hamburg auf einer Pressekonferenz der Bewegung am Montag. „Der essenzielle Zusammenhang zwischen Klimagerechtigkeit und Frieden ist aber unübersehbar.“

Ihr ukrainischer Mitstreiter Ilyess El Kortbi, der vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet ist, kritisierte die deutschen Energieimporte, die Devisen nach Russland fließen lassen. „Ich bin nicht aus freier Wahl hier“, sagte er. „Ich bin wegen eines Kriegs hier, der durch fossile Energie von Deutschland und anderen Ländern finanziert wird.“

Man habe sich in Deutschland an unzureichende Klimapolitik sowie die Folgen des Klimawandels und an Kriege um fossile Energieträger gewöhnt, solange sie vor allem den globalen Süden betroffen hätten, sagte Baş. „Die Krisen holen uns ein“, warnte die Aktivistin. „Das fällt uns erst auf, wenn das Ahrtal in Klimaversprechen untergeht oder Putin in Europa neue Grenzen ziehen will.“

Neben dem Ausbau von Windrädern und Solaranlagen müsse Deutschland sich auch um das erneuerbare Heizen und das Verkehrswesen kümmern, sagte Maschinenbauingenieur Jens Clausen von der Nachhaltigkeits-­Ideenschmiede Borderstep Institut. Kürzlich veröffentlichte Daten des Umweltbundesamts zur deutschen Klimabilanz im Jahr 2021 geben ihm recht: In beiden Wirtschaftssektoren hat die Bundesrepublik ihr gesetzlich vereinbartes Klimaziel verfehlt. „Es gibt hier immer noch viele, die gar nicht wissen, was eine Wärmepumpe ist“, so der Wissenschaftler, der sich bei der an Fridays for Future angelehnten Initiative Scientists for Future engagiert. „Dabei gibt es ganze Länder, in denen die Wärmepumpe die dominierende Heizung ist.“ Die Politik müsse die Installation von Öl- und Gasheizungen schnellstens stoppen und eine Ausbildungsoffensive beim Handwerk auf den Weg bringen, damit ausreichend Fachkräfte bereitstehen.

In zwei Wochen wird der Weltklimarat IPCC voraussichtlich den nächsten Teil zu seinem großen Bericht zum Wissen der Menschheit über die Klimakrise herausbringen. Nach Teilen zu den physikalischen Grundlagen und den Folgen für Gesellschaft und Ökosysteme soll es diesmal um Klimaschutzstrategien gehen.

Die groben Linien in dem Bericht zu Maßnahmen gegen die Klimakrise seien jedoch längst bekannt, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin Céline Guivarch, die an dem Bericht beteiligt ist. Dennoch drückten einige beim Klimaschutz weiter auf die Bremse und verteidigten die viel zu kleinen politischen Schritte, kritisierte sie. „Man hört praktisch keinen klimaskeptischen Diskurs mehr, aber es gibt diesen neuen ‚Diskurs der Verzögerung‘.“ (scz, afp)