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das portraitNicole Kumpis ist die erste Präsidentin der Eintracht

Kennt die „blau-gelbe Verrücktheit“ selbst gut: Nicole KumpisFoto: Swen Pförtner/dpa

Es klingt nach Folklore, aber etwas Fußball­romantik steht der Präsidentin eines Traditionsvereins ganz gut. Und so spricht Nicole Kumpis, die neu gewählte und zugleich erste Präsidentin von Eintracht Braunschweig, von ihrer „blau-gelben Verrücktheit“: Sie erzählt von großen Spieltagen, die sie zelebriert hat und, ja, sie würde auch gern vom ersten Kontakt mit dem Verein berichten, aber kann sich nicht erinnern: Sie war einfach noch zu klein. Natürlich gehört zu ihrer Geschichte auch eine Dauerkarte in Block 7.

Warum, wenn nicht aus Überzeugung, sollte man sich das sonst antun – Präsidentin eines Fußballdrittligisten? Respekt mag es geben, vor allem aber viel Arbeit. Kumpis weiß das, in den Monaten vor ihrer Wahl, bei der sie sich am Mittwoch gegen den Unternehmer Axel Ditzinger durchgesetzt hat, war sie bereits stellvertretende Vorsitzende. Bezahlt wird die Arbeit nicht. Präsidentin, das ist ein Ehrenamt. Und so arbeitet die Sozialarbeiterin quasi nebenbei weiter als Vorstand beim Deutschen Roten Kreuz in Braunschweig. Muss ja.

Momentan fließt viel Zeit in das Beantworten von Pressefragen. Die Aufmerksamkeit ist groß: Kumpis ist erst die dritte Präsidentin überhaupt unter den 56 Bundesligisten. Gisela Schwerdt hatte 1986 als Präsidentin von Arminia Bielefeld debütiert. Und Lieselotte Knecht war vier Jahre lang Präsidentin bei 1860 München, aber das ist 30 Jahre her. Es scheint Kumpis unangenehm, dass die Medien an diesem Aspekt so interessiert sind. Ihr Geschlecht habe „im Wettkampf um das Präsidentenamt“ nie eine Rolle gespielt, sagt sie, es gehe nur um gute Arbeit. Die Berichterstattung nimmt sie trotzdem hin. „Vielleicht ist es gut so“, sagt sie. „Alle Themen, über die wir uns als Gesellschaft austauschen, kommen dadurch voran.“

Ein optimistisches Bild von Kommunikation, aber naiv ist es nicht: Als sie 2016 bis 2019 in Braunschweig den Flüchtlingshilfe-Verein „Refugium“ leitete, wurde sie angefeindet und bedroht. Zum Gespräch mit Geg­ne­r*in­nen wäre sie dennoch bereit gewesen. „Was bleibt uns denn, wenn wir nicht mehr glauben, dass Austausch etwas bringt?“

Kommunikation stärken: ein Schlagwort auch für ihre Arbeit im Verein. Aus 5.000 Mitgliedern sollen 8.000 werden. Das gehe nur, wenn ihre Wünsche in den Gremien des Vereins auch Gehör fänden. Da geht es nicht um die Aufstiegshoffnungen der Fußballmänner – sondern auch um Hallenzeiten und Umkleidekabinen. Eintracht Braunschweig heißt auch: Breitensport. Lotta Drügemöller

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