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Wenn Russland ganz nah und ganz weit weg ist

Schönefeld

17.000 Einwohner.

Die brandenburgische Gemeinde an der Stadt­grenze von Berlin kennt man vor allem im Flugverkehr. Auf Schöne­felder Gebiet liegt der ­Flughafen Berlin Brandenburg, BER.

Zehn Tage lang hatten Schnee und Eis die Nachrichten verschluckt. In der Nacht, bevor die Fähre aus Travemünde Richtung Helsinki ablegte, hatte Putin den Krieg befohlen. Große Anspannung. Dann Wellenberge und Eisschollen auf der Ostsee. 30 Stunden Fährfahrt reichen, um sich sehr weit zu entfernen. Mit dem Auto Richtung Norden zur finnischen Seenplatte. So viel Schnee wie seit 15 Jahren nicht, sagen die Einheimischen.

Wir sind nur Frauen, verbringen die Tage an einem See, den ein halber Meter Eisschicht bedeckt. Der Schnee um uns kennt nur Spuren von Ottern, Hasen, Waldmäusen, Elchen. Manchmal dringt ein Fetzen Weltgeschehen über eine Handynachricht in die Blockhütte. Den Rest verschluckt ein Meter Schnee und unser Lachen und die Sonne des finnischen Frühlingswinters. Nur 200 Kilometer sind es bis zur finnisch-russischen Grenze. In unserer letzten Nacht leuchten Polarlichter am Himmel.

Keine zwei Stunden Flug braucht es, um am Großstadtflughafen BER wieder in einer Welt voller Nachrichten zu landen. Krieg, Tote, die vielen Geflüchtete, die jeden Tag ankommen. 1.400 Kilometer von Berlin bis nach Kiew und Russland. So nah. Manuela Heim