: Wenn Wärme zur Mangelware wird
Hannover-Nordstadt
17.700 Einwohner.
Die Nordstadt gilt als alternativ und multikulturell. Die Mieten haben sich in den letzten sieben Jahren beinahe verdoppelt.
Ein älterer Herr mit zotteligen grauen Haaren steht mit gesenktem Kopf vor der Leibniz-Uni Hannover. Jan F. ist 6o Jahre alt und obdachlos. Mehrere Securitys umringen ihn. „Immer wieder haben wir ihn hier im Gebäude angetroffen“, sagt einer. Vor Kurzem sei F. um 4 Uhr morgens in der Mensa erwischt worden, wie er sich etwas briet. Wahrscheinlich schlafe er hier auch.
„Es tut mir weh, manchmal sage ich nichts, aber die Uni hat sich beschwert“, sagt einer der Security-Hünen. Weil F. einen Transponder gestohlen und sich am Essen des Personals vergriffen haben soll, wurde die Polizei gerufen. Bis die eintrifft, dauert es ewig. F. wird ergebnislos durchsucht und darf nach zähen zwei Stunden wieder gehen. „Dafür sind Menschen auch schon in den Knast gegangen“, sagt er und kann sein Glück kaum fassen.
Er komme in die Uni, um sich aufzuwärmen, schleiche sich an der Security am Nebeneingang vorbei. „Das ist doch allgemein bekannt? Obdachlose wärmen sich in öffentlichen Gebäuden“, sagt er und stapft in den nasskalten Abend. Mir scheint das Vorgehen nicht gerechtfertigt, selbst wenn F. dem Sicherheitsmann die Stulle gestohlen hätte. Michael Trammer
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