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Carsten Meyer-Heder will kein Hoffnungsträger sein

Mit Quereinsteigern aus der Wirtschaft hatte die Bremer CDU früher ja keine so guten Erfahrungen gemacht. Einer, Ulrich Nölle, wurde später per Haftbefehl gesucht. Ein anderer, der Manager Josef Hattig, steckte sehr viel Steuergeld in erfolglose Großprojekte wie den Spacepark. Und dann war da noch der Banker Peter Gloystein – bundesweit eine Ikone der Herzlosigkeit, seit er auf dem Marktplatz einem Obdachlosen Sekt über den Kopf kippte.

Carsten Meyer-Heder war der Erste, bei dem es anders kam. Der IT-Unternehmer schaffte, was im Nachkriegsbremen noch keinem Spitzenkandidaten der Bremer CDU gelungen war: Unter seiner Führung löste seine Partei die SPD als stärkste Kraft im Landtag ab, mit 26,7 Prozent der Stimmen. Bürgermeister wurde Meyer-Heder trotzdem nicht – die SPD tat sich mit Grünen und Linken zusammen und behielt das Rathaus für sich. Der CDU blieb also nur der Posten des obersten Grüßaugusts, der dort Bürgerschaftspräsident und nun Frank Imhoff heißt. Meyer-Heder wiederum, der Hoffnungsträger, wurde Parteichef; der bisherige war kurz vor der Landtagswahl 2019 gestorben.

Nun kündigt er an, dass er zwar wieder Vorsitzender der Partei werden wolle, Spitzenkandidat aber nicht. Er findet sich zu alt – wenn gewählt wird, ist Meyer-Heder 62, also vier Jahre jünger als Bundesparteichef Friedrich Merz schon heute. Es zieht ihn in seine Firma zurück, deren Geschäftsleitung er damals übergab. Dann kam Corona, kam der „Digitalisierungsschub“. Da brauchen sie ihn.

Und außerdem ist er halt eher das, was man gemeinhin einen „Macher“ nennt. Da ist bei der Bremer CDU gerade nicht so viel zu tun, denn: „Opposition ist Mist!“, sagt Herr Meyer-Heder. Er will seiner Partei nicht mal versprechen, dass er 2023 noch mal für die Bürgerschaft kandidiert. Wer nun Hoff­nungs­trä­ge­r*in wird, ist unklar. Zwar gibt es Wiebke Winter, Mitgründerin der Klimaunion, und gerade zum jüngsten Mitglied des CDU-Bundesvorstandes gewählt, sie ist aber erst 26. Gehandelt werden also vor allem der präsidiale Herr Imhoff und der eher aggressive Heiko Strohmann, nun Fraktionschef im Landtag. Es sei denn, es findet sich ein*e Quereinsteiger*in. Jan Zier

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