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Dem Tod auf der Spur

CHANTAL Sonderausschuss untersucht Methadon-Tod der Elfjährigen. Innenrevision legt Bericht vor

Der Ausschuss will Pflegeeltern, freie Träger und Experten zu Wort kommen lassen

Der Sonderausschuss der Bürgerschaft zum „Tod des Mädchens Chantal“ hat am Dienstag seine Arbeit aufgenommen. Die Abgeordneten kamen überein, in öffentlichen Anhörungen auch Pflegeeltern, freie Träger und Experten zu Wort kommen zu lassen. Der Ausschuss soll monatlich bis zum Herbst 2013 tagen und noch im laufenden Jahr Stellung zu dem Entwurf einer Fachanweisung nehmen, mit der die Sozialbehörde den Pflegekinderdienst umkrempeln will.

Sozialsenator Detlev Scheele (SPD) sagte zu, dass die von ihm vorgeschlagene Rekommunalisierung des Pflegekinderdienstes, die mehr Macht für die Jugendämter und das Herausdrängen freier Träger bedeuten würde, vorläufig nicht umgesetzt wird. Nur die Vorschläge zur Auswahl von Pflegeeltern, die Drogentests für alle Bewerber vorsehen, seien umgesetzt worden, um weitere Katastrophen zu verhindern.

Beklagt wurde von der GAL-Abgeordneten Christiane Blömeke, dass die Finanzbehörde erst anderthalb Stunden vor Beginn der konstituierenden Ausschusssitzung einen Untersuchungsbericht über den Tod Chantals ins Netz gestellt habe. Die Elfjährige, die bei drogenabhängigen Pflegeeltern in Wilhelmsburg gelebt hatte, war am 16. Januar an Methadon gestorben. Aufgrund des Todesfalls mussten die Jugendamtsleiterin Pia Wolters und Bezirksamtschef Markus Schreiber (SPD) gehen.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass dem Jugendamt und dem betreuenden Träger unhaltbare Zustände in der Pflegefamilie bekannt gewesen seien und es aus den Akten nicht begründbar sei, warum es „keine oder nicht ausreichende Konsequenzen für das Wohl des Pflegekindes“ gegeben habe. Bei konsequenter Anwendung der geltenden Regelungen hätte es niemals „zum Pflegeverhältnis kommen dürfen“. MARCO CARINI

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