Werbekampagne für Footballer: Muttertag in der NFL
In der ersten Playoff-Runde wird die Mutter der Footballprofis Travis und Jason Kelce zum Star. Sie sorgt für hollywoodreife Unterhaltung.
D ie K.-o.-Runde in der NFL hat begonnen. Der ewige Tom Brady sicherte sich mit dem Tampa Bay Buccaneers im biblischen Alter von 44 Jahren seinen sage und schreibe 35. Playoff-Sieg. Quarterback-Sensation Pat Mahomes und seine Kansas City Chiefs, Top-Favoriten auf den Super-Bowl-Sieg, scheinen gerade rechtzeitig in Form zu kommen. Kollege Matt Stafford gewinnt nach 13 Jahren in der NFL endlich mal ein Playoff-Spiel und seine Los Angeles Rams sehen nach einer sehr durchwachsenen Saison plötzlich aus wie ein ernstzunehmender Titelanwärter. Der zweimalige Super-Bowl Gewinner Ben Roethlisberger, eine Institution in Pittsburgh, spielte sein letztes Spiel für die Steelers. Und bei den Las Vegas Raiders rollen nach dem Aus die ersten Köpfe: Nur zwei Tage nach der Niederlage gegen die Cincinnati Bengals musste Manager Mike Mayock seinen Hut nehmen.
Der wahre Star der ersten Playoff-Runde war aber Donna Kelce. Begeistert folgten die Medien der Mutter von Travis und Jason Kelce, beim Versuch, ihre beiden Söhne im Stadion anzufeuern. Das Problem, das Mutter Kelce dabei hatte: Sie spielten am gleichen Tag, aber nahezu 2.000 Kilometer voneinander entfernt. Jason musste am frühen Nachmittag mit seinen Philadelphia Eagles in Tampa Bay, Florida, antreten. Sein jüngerer Bruder Travis spielte für Kansas City am Abend zu Hause im Mittleren Westen.
Ausgestattet mit einem kleinen schwarzen Rücksack brach Donna zu ihrer Odyssee auf. Ein Detail von vielen, die man über den Twitter-Account der NFL erfahren konnte. Zum Kickoff in Tampa schien noch die Sonne, Frau Kelce trug eine sehr dunkle Sonnenbrille. Nach dem Abpfiff und dem Ausscheiden von Jason und den Eagles begann aber der Stress: Zuerst ging es per Fahrrad-Rikscha vom Stadion zu einem Uber, das sie zum Flughafen brachte. Dort allerdings stellte sich heraus, dass ihr Linienflug eine halbe Stunde verspätet war.
Das Gelingen der Exkursion war in Gefahr. Zum Glück hatte sich das Vorhaben der Spielermutter mittlerweile herumgesprochen – und nach dem dreistündigen Flug wartete am Flughafen in Kansas City eine Polizeieskorte. Quinton Lucas, Bürgermeister von Kansa City, hatte auf seinem Weg zum Chiefs-Spiel einen Zwischenstopp eingelegt, um die rasende Mom aufzulesen. „Ich fahre mit der Polizei zu jedem Spiel (und auch sonst überall hin)“, twitterte der Bürgermeister stolz. „Gern nehme ich Mama Kelce mit. Wir brauchen sie im Stadion!“
„Abenteuer genossen“
Als Donna dann ankam, war es schon dunkel, Donna trug keine Sonnenbrille mehr. Die erste Halbzeit war schon vorbei und das Spiel eigentlich schon zugunsten der Chiefs entschieden. Auf dem Foto reckt sie die Arme siegreich in die Luft, und die NFL twitterte: „Zwei Spiele. Ein Tag. Eine erstaunliche Mom.“ Einige der mittlerweile zahlreichen Donna-Fans wunderten sich, warum die NFL oder die millionenschweren Besitzer der beteiligten Teams nicht gleich einen Sonderflug organisiert hatten, schließlich hatte sich die mütterliche Mission längst in einen prima Werbekampagne für die Liga verwandelt. Donna Kelce beruhigte die Fans. „Ich habe das Abenteuer genossen!“
Für einen glücklichen Abschluss der Reise sorgte Sohnemann Travis. Nicht nur gewannen er und die Chiefs 42:21 gegen die Pittsburgh Steelers, der Tight End machte auch noch ein sehr gutes Spiel. Nicht nur fing er einen Touchdown und Pässe für insgesamt über 100 Yards, sondern warf bei einem Trickspielzug auch noch einen Touchdown – zum ersten Mal in seiner Karriere. Eine Kombination, so errechneten die Statistiker, die noch niemals zuvor jemand gelungen war.
Weil die Öffentlichkeit derart Gefallen an der lustigen Mutter gefunden hatte, schleuste sie die NFL in die Pressekonferenz nach dem Spiel ein, wo sie ihrem Sohn eine Frage stellen konnte. „Toll, dass du zum Spiel gekommen bist“, sagte ein sichtlich überraschter Travis Kelce, bevor er enthüllte, dass er im Alter von fünf Jahren seiner Mutter erzählt hatte, dass er einmal einen Touchdown in der NFL werfen würde: „Und nach fünf Jahren in der NFL habe ich es endlich geschafft.“ Und die NFL hat mal wieder vorgeführt, wie geschickt sie Sport in hollywoodreife Unterhaltung zu verwandeln versteht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kritik am Deutschen Ethikrat
Bisschen viel Gott
Toxische Bro-Kultur
Stoppt die Muskulinisten!
Wahlkampfchancen der Grünen
Da geht noch was
Menschenrechtsverletzungen durch Israel
„So kann man Terror nicht bekämpfen“
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Trumps Krieg gegen die Forschung
Bye-bye, Wissenschaftsfreiheit!