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: „Vergessen zu werden, ist ein Kompliment“

Dirigent Stefan Geiger über die Stummfilmkonzerte des Bremer Landesjugendorchesters

Foto: Paul Schirnhofer

Stefan Geiger

55, begann seine Karriere als Soloposaunist an der Bayerischen Staatsoper. Seit 1996 leitet er das Bremer Landesjugendorchester.

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Geiger, seit 1997 organisieren und dirigieren Sie Stummfilmkonzerte mit dem Jugendorchester Bremen. Was macht Ihnen so viel Freude daran ?

Stefan Geiger: Wir klassischen Musiker haben ja selten das Vergnügen, direkt mit Applaus belohnt zu werden. Etwas Ähnliches kann man bei der Filmmusik durchaus haben: Wenn da die Musik und der Film präzise zusammengehen, reagiert das Publikum zum Beispiel mit lautem Lachen – dann hat man als Musiker direkt die Bestätigung, dass es funktioniert hat. Und das ist ein tolles Gefühl.

Spielt die Musik nicht nur die zweite Geige?

Ja, es gehört dazu, dass das Publikum während der Vorführung das Orchester manchmal sogar ganz vergisst. Das ist dann das größte Kompliment: Wir sollen den Film ja begleiten.

Was genau ist das Landesjugendorchester?

Das Landesjugendorchester fördert talentierte Jugendliche in Bremen und umzu. Die Jüngsten sind 13 Jahre alt, die Ältesten Mitte 20. Die meisten sind bei drei oder vier Stummfilmproduktionen dabei.

Zuerst haben Sie diese Konzerte im Kino veranstaltet, dann in der Konzerthalle „Die Glocke“, jetzt im Theater Bremen. Was hat sich verändert?

Die Probenarbeit: In den ersten Jahren hatte ich es noch mit Videokassetten zu tun, die unsagbar schlecht waren – und natürlich auch nicht synchron zu dem dann projizierten Film. Da hat sich die Arbeit für mich als Dirigenten sehr erleichtert, weil wir jetzt genau den Film, der auch gezeigt wird, im Laptop haben.

Stummfilmkonzert „Der letzte Mann“ mit dem Landesjugendorchester Bremen: So, 9. 1., 18 Uhr, Theater Bremen (2G)

Welche Musik spielen Sie jetzt?

Inzwischen gibt es immer mehr Stummfilme, die restauriert wurden. Dabei wurden oft auch neue Vertragskompositionen geschrieben. Für „Der letzte Mann“ hat Bernd Wilden, der selbst Stummfilme begleitet, 2002 eine neue Musik komponiert, bei der er sich von den Stilen der 1920er-Jahren inspirieren ließ. Und er arbeitet viel mit Zitaten: So hört man bei einer Hochzeitsszene ein paar Takte von Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmarsch, aber auch das Volkslied „Widele, Wedele“.

Wer kommt zu diesen Konzerten?

Wir sprechen nicht nur die Konzertgänger an. Da kommen auch die Cineasten, und weil das Jugendorchester spielt, auch viele Jüngere.