Hehre Worte, fehlende Reformen

Drei Viertel aller Abtreibungen in Afrika finden unter prekären Umständen statt. Nur wenige Staaten haben ihre Gesetze reformiert

In zahlreichen afrikanischen Ländern werden Abtreibungen bis heute stark eingeschränkt. Zu diesem Ergebnis kommt das renommierte Guttmacher-Institut mit Sitz in Washington, das weltweit Daten zu Familienplanung, Schwangerschaft und Abtreibung sammelt. Das Institut stuft drei von vier Abtreibungen auf dem Kontinent als „unsicher“ ein. Entweder sei das medizinische Personal nicht geschult oder die gewählte Methode gelte als unsicher. Das Institut schätzt, dass in der Region jährlich etwa 6,2 Millionen solcher „unsicheren Abtreibungen“ durchgeführt werden.

Schon vor 19 Jahren beschloss die Afrikanische Union im Maputo-Protokoll, dass Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten Bedingungen legal sein müssen: um das Leben der Frau zu retten, um ihre physische und psychische Gesundheit zu schützen, nach Vergewaltigungen und bei befürchteten schweren Schäden des Kindes. Mittlerweile haben 42 der 55 Mitgliedsstaaten das Protokoll ratifiziert.

Allerdings haben bisher erst acht Staaten ihre Abtreibungsgesetze entsprechend reformiert. Neu dabei ist Benin. Darauf ist Serge Kithihoun, Programmdirektor der Beninischen Gesellschaft zur Unterstützung der Familie, stolz. Die nichtstaatliche Organisation setzt sich seit Jahrzehnten für Familienplanung und den besseren Zugang zu Verhütungsmitteln ein. Kithihoun bezeichnet das neue Gesetz als einen „Erfolg des beninischen ­Volkes“.

Daran könnten sich die Nachbarländer ein Beispiel nehmen. „Ich hoffe, dass die Nachbarstaaten das neue Gesetz ebenfalls zum Anlass für eine Debatte im eigenen Land nehmen“, sagt er. Immer wieder hat er erlebt, dass vor allem Frauen aus ­Niger zur Abtreibung nach Benin kommen.

Bisher noch nicht geklärt ist allerdings die Umsetzung des neuen Gesetzes. Ein Gynäkologe in Cotonou sagt: „Ich habe durchaus Kollegen, die die Gründe für eine Abtreibung verstehen. Aus religiösen und ethischen Gründen sind sie selbst aber nicht dazu bereit.“ Serge Kithihoun geht davon aus, dass es speziell akkreditierte Krankenhäuser geben werde, die den Eingriff vornehmen.

Katrin Gänsler