Echte Konkurrenz

In der Männer-Bundesliga unterliegt der SC Freiburg nur knapp mit 1:2 gegen den FC Bayern. Der muss sich des Gegners erwehren

Nicht nur in diesem Zweikampf bissig, mutig und auf Augenhöhe: Manuel Gulde gegen Robert Lewandowski Foto: dpa

Aus München Elisabeth Schlammerl

Auf einmal ist man Held in einem Fußballspiel. Manuel Neuer hat das schon oft in seiner Karriere erlebt, weil er einfach „Weltklasse“ sei, „wie eine Maschine“, sagt der Teamkollege vom FC Bayern, Leon Goretzka. Auch am Samstag war der Münchner Kapitän wieder zumindest ein kleiner Held, wegen einer Rettungstat ein paar Minuten vor Ende der Partie gegen den SC Freiburg. Er wehrte einen aus kurzer Distanz von Lucas Höler auf sein Tor beförderten Ball reaktionsschnell ab. Dass er kurz darauf doch einen Treffer kassierte, passte zwar nicht ganz, aber es blieb ja bei dem einen Gegentor für den FC Bayern.

Das Spitzenspiel der Bundesliga am Samstag auf den Welttorhüter zu reduzieren würde der Qualität der Partie, der Leistung beider Mannschaften beim 2:1-Sieg der Münchner aber nicht gerecht werden. Allein das knappe Ergebnis und die Ereignisse in der Schlussphase zeigen, dass sich die Bayern eines Gegners richtig erwehren mussten. Anders als bei der Pokalklatsche in Mönchengladbach, als sie sich mehr oder weniger kampflos ergeben hatten, anders als bei der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt Anfang Oktober, als die Partie fast nur in eine Richtung gelaufen war, die Bayern allerdings das Toreschießen vergessen hatten. Die Daten des Spiels lesen sich wie fast alle, an denen die Bayern beteiligt sind: mehr als doppelt so viele Torschüsse, fast zweit Drittel Ballbesitz, bessere Passquote, weniger Fehlpässe. Und nach 75 Minuten stand es standesgemäß 2:0 durch die Tore von Goretzka und Robert Lewandowski. Aber die Zahlen trügen ein wenig, nicht nur wegen der spannenden Nachspielzeit, in der Janik Haberer der Anschlusstreffer gelang.

Während in München sogar der Dauerrivale der vergangenen Jahre, Borussia Dortmund, zuletzt oft genug demütig, gelegentlich gar ängstlich auftrat, die meisten Mannschaften spätestens nach dem zweiten Gegentor nur versuchen, weiteren Schaden zu verhindern, spielte Freiburg einfach mit. Phasenweise jedenfalls. „Wir waren mutig“, stellte Trainer Christian Streich fest. Deshalb seien die Breisgauer „nicht so selten in richtig gefährliche Räume gekommen für ein Spiel gegen die Bayern“, die seiner Meinung nach „Vollgas“ gegeben „und uns ernst genommen“ haben.

„Wir haben gesehen, dass wir ein Stück mithalten können“

Christian Günter, SC Freiburg

Vor dem Spiel, währenddessen und auch hinterher. Die Freiburger, gab Sportvorstand Hasan Salihamidzic zu, „haben uns das Leben schwer gemacht“, weil sie, wie Julian Nagelsmann fand, „noch einen Tick aggressiver verteidigten“ als andere Mannschaften. Der Bayern-Trainer bezeichnete den Tabellen­dritten aus dem Breisgau, dessen Coach Streich die Mannschaft immer kleiner redete, als sie eigentlich im Moment ist, als „direkten Konkurrenten“.

Es mag leichter fallen, die Qualität des Gegners herauszustreichen, wenn am Ende alles gut gegangen ist – und dank der Niederlage von Dortmund sogar das von Neuer formulierte Ziel, sich „so schnell wie möglich absetzen“ zu wollen von den Mannschaften, die den Münchnern auf den Fersen sind, erst einmal geschafft ist. Mit vier Punkten Vorsprung vor Dortmund verabschiedet sich der FC Bayern nun in die Länderspielpause. Freiburgs Kapitän Christian Günter sprach von einem „maximalen Prüfstein“, den seine bis Samstag ungeschlagene Mannschaft in München gemeistert habe, trotz der ersten Saisonniederlage: „Wir haben gesehen, dass wir ein Stück weit mithalten können.“ Nur einer hat sich dann am Ende doch noch bemüßigt gefühlt, die Kleinen aus dem Breisgau nicht zu groß erscheinen zu lassen. Ausnahmsweise war das nicht Streich selbst, der ja „von Champions League und so einem Zeug“ immer noch nichts hören will, sondern Neuer. „Man hat schon gesehen, wer die bessere Mannschaft ist.“ Dass er den SC Freiburg gemeint haben könnte, ist aber ausgeschlossen.