brief des tages:
Zwischen Leichtsinn und Befreiung
„Unsere Demokratie kann Krise“, taz vom 30. 10. 21
Es geht darum, das Instrument des rechtlichen Corona-Ausnahmezustands, also etwas Unangenehmes, wieder abzuschaffen. Diese geplante Aufhebung wird als Leichtsinn empfunden, oder auch als Rückgabe von Freiheitsrechten begrüßt. Abhängig vom Standpunkt. Leichtsinnig aus Sicht der anhaltenden Pandemie. Befreiend aus Sicht des Status davor, der erreichten Gesellschaftsentwicklung, unserem Menschenwerk. Ob Demokratie (Menschenwerk) Krise kann, ist erst dann festzustellen, wenn die Gefahr gebannt und wir zum Zustand „zuvor“ zurückkehren können. Insofern ist Corona eine (Finger-)Übung zur Bewältigung des Klimawandels. Sind wir fähig, unseren Anteil am Klimawandel zurückzuschrauben, was Verzicht nach sich zieht, noch unangenehmer ist als der Corona-Ausnahmezustand, oder ist der erreichte materielle Entwicklungsstand die zu verteidigende Aufgabe? Wir sind in das Naturgeschehen eingebettete Kreaturen und müssen mit den vorliegenden Bedingungen zurechtkommen. Dann erst kommt Menschenwerk zum Zuge.
Klaus Warzecha, Wiesbaden
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