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das wird„Präsenz, Stärke und Wildheit“

Die Choreografin Yolanda Morales untersucht mit Tanz die Macht und Symbolik von Pferden in Mexiko

G2 Baraniak

Yolanda Morales

*1984, ist Choreografin, Tänzerin und Performerin. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit imaginativen Körpern in utopischen und dystopischen Räumen.

Interview Katrin Ullmann

taz: Frau Morales, mögen Sie Pferde?

Yolanda Morales: Ja, sehr! Aber ich habe keine Erfahrung im direkten Umgang mit diesen Tieren.

Sie reiten nicht …

Ich kann nicht reiten. Ich bin in einem urbanen Umfeld aufgewachsen, dort gab es keine Pferde, als Nutztiere auf dem Land gibt es in Mexico auch keine Pferde mehr. Reiten war und ist ein Sport für eine kleine Elite. Auch die berühmte „Charreria“ – die „traditionelle Reit- und Cowboykunst Mexikos“ – die in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen wurde, ist mir fremd, da sie auf dem Land und dort auch nur von einer finanziell gut aufgestellten Elite, das heißt von wenigen „Reichen“ praktiziert wird. Ich gehöre nicht zu dieser Klasse und zu diesem Milieu.

Die ersten Pferde, die in Mexiko ankamen, wurden von den Spaniern während der Eroberung im 16. Jahrhundert mitgebracht. Die Tiere mit den Reitern versetzten die indigene Bevölkerung in Angst und Schrecken. Wie kamen Sie auf das Thema für Ihr Stück?

Ich sympathisiere sehr mit den aktuellen lateinamerikanischen Protestbewegungen, die die patriarchalische, koloniale Gesellschaftsordnung benennen und verändern wollen, wie zum Beispiel der Yeguada Latinoamericana. Das ist für mich erst mal eine politische Auseinandersetzung. Es geht mir um eine Dekonstruktion der Bilder, von patriarchalen Bildern der Macht. Choreografie und Tanz ist meine Sprache, eine Sprache der Körper, der anderen Körper, die andere Bilder erzeugen können.

Was ist daran für eine Zu­schaue­r*in interessant, der die Geschichte Mexikos nicht vertraut ist?

Im historischen Kanon Lateinamerikas ist das „Ankommen“ der „conquistadores“ auf ihren Pferden von vielen Geschichten und Mythen umzingelt. Für uns sind in dieser Arbeit diese Mythen nur eine Referenz, um unsere Gegenwart zu verstehen. Wir kehren nicht zurück, um eine Geschichte, die uns nicht gehört, zu erzählen, sondern entwickeln eine eigene Perspektive auf die Vergangenheit. Wir „erklären“ aber dem Publikum unsere Kontexte nicht, sondern kreieren durch die performative Gesamtsituation assoziative Bilder und Stimmungen.

„Horses“: bis So, 24. 10., jeweils 20.15 Uhr, Hamburg, Kraftwerk Bille; Infos und Tickets auf https://www.lichthof-theater.de

Was macht das Pferd für den Tanz interessant?

Das „Pferd“ steht symbolisch für vieles, was für den Tanz interessant ist. Vor allem die physische Präsenz, die Stärke, die Wildheit, die mit diesen Tieren assoziiert wird. Aber gleichzeitig auch Kontrolle, Disziplin und Domestizierung.

In Ihrer Arbeit geht es auch um „den Versuch einer alternativen feministischen Erzählung, in der mit Hilfe der schillernden Symbolik der Pferde, stetig oszillierende, sich verändernde Perspektiven eingenommen werden“. Wie kann man sich das vorstellen?

Wir setzen auf choreografische, musikalische und den Raum bespielende Impulse, die mit Transformation und Empowerment zu tun haben. Und auf die Freude, die wir empfinden, wenn wir, trotz der Widrigkeiten an diesem Ort, Momente der Gemeinschaft herstellen.

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