Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern: Manuela Schwesig räumt ab
In Mecklenburg-Vorpommern gewinnt Manuela Schwesig die Landtagswahl deutlich: Nach der ersten Hochrechnung kommt ihre SPD auf 38 Prozent.
Es ist vor allem Manuela Schwesigs Sieg. Das sei „ein wunderbarer Abend für unser Land“, sagte sie unter Jubel in ihrem ersten Statement auf der SPD-Wahlparty in Schwerin und bedankte sich für die Unterstützung der Menschen im Bundesland – während der Coronapandemie und auch in der Zeit ihrer eigenen zurückliegenden Krebserkrankung, während der sie weiter als Ministerpräsidentin regierte.
Die Strategie der Partei hat sich ausgezahlt, ihren Wahlkampf bis ins Kleinste auf ihre Spitzenkandidatin und deren Beliebtheit zu fokussieren. Auf die Frage, wen sie wählen würden, wenn der Ministerpräsident direkt gewählt würde, hatten vor der Wahl 67 Prozent Manuela Schwesig genannt und nur 11 Prozent ihren Gegner Michael Sack von der CDU.
Deutlich zweitstärkste Kraft wird erneut die AfD. Die Partei hat im Vergleich zur vergangenen Wahl, bei der sie mit 20,8 Prozent erstmals in den Landtag einzog, leicht verloren und liegt in der ZDF-Hochrechnung bei etwa 18 Prozent. In den letzten Jahren im Schweriner Schloss fiel die Fraktion vor allem durch interne Streitigkeiten auf und war in der Oppositionspolitik kaum erfolgreich. Dass sie jetzt trotzdem so viele Stimmen erhielt, zeigt, auf welch fester Basis die Rechtspopulist*innen in dem Bundesland mittlerweile stehen. AfD-Spitzenkandidat Nikolaus Kramer trat in der Rolle des bodenständigen Polizisten von nebenan auf – wenn ihm nicht gerade seine Burschenschaftsvergangenheit oder SS-Bilder in Chats dazwischenkamen.
Die CDU verliert im Vergleich zu 2016 deutlich und kommt der Prognose zufolge nur noch auf etwa 14 Prozent. „Für uns ist das eine Katastrophe, das kann man ungeschönt so sagen“, sagte Wolfgang Waldmüller, Generalsekretär des CDU-Landesverbandes. Auch Spitzenkandidat Michael Sack sprach von einem „katastrophalen Ergebnis“.
Zuletzt schien es im Wahlkampf, als habe die Partei bereits aufgegeben. Schon die Suche nach einem Kontrahenten für Schwesig verlief holprig. Der geplante Kandidat zog sich im Frühjahr 2020 überraschend zurück. Als wahrscheinlichster Nachfolger galt der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor, der sich dann mit einer Lobbyismusaffäre diskreditierte. Übrig blieb der Landrat Michael Sack, gelernter Bauingenieur und Berufsschullehrer.
Empfohlener externer Inhalt
Zusätzlich schadete der Partei, als der frühere CDU-Spitzenkandidat Lorenz Caffier im Herbst 2020 als Innenminister zurücktrat. Er musste als Reaktion auf taz-Recherchen zugeben, eine Pistole von einem Schießplatzbetreiber gekauft zu haben, der Mitglied der rechtsextremen Preppergruppe Nordkreuz war.
Michael Sack war zurückhaltend und zuhörend in den Wahlkampf gegangen. Mit Bezug auf seine geringe Bekanntheit stellte er sich noch eineinhalb Wochen vor der Wahl im TV-Duell mit den Worten vor: „Mein Name ist Michael Sack. Jetzt kennen sie mich.“ Ein echtes Duell, so wie es die Umfragewerte noch im Frühjahr vorausgesagt hatten, gab es deswegen nie.
Ob die Christdemokraten dennoch wieder mitregieren, ist noch offen. Seit 2006 arbeitet im Bundesland durchgehend eine Große Koalition. Manuela Schwesig hatte außer der AfD keine andere Partei als Koalitionspartnerin ausgeschlossen und ließ die Frage auch am Wahlabend bewusst offen. Auch eine Koalition mit der Linken wäre rechnerisch möglich.
Die Linke erreichte nach der Hochrechnung 10 Prozent und verlor damit deutlich. Spitzenkandidatin Simone Oldenburg betonte am Wahlabend, sie sei bereit mitzuregieren.
Grüne und FDP waren beide im letzten Landtag nicht vertreten und schaffen nun aller Voraussicht nach den Wiedereinzug. Sie liegen jeweils bei etwa 6 Prozent. Ähnlich wie die Bundespartei waren den Grünen im Frühjahr bei Umfragen zwischenzeitlich deutlich höhere Werte vorhergesagt worden. Dennoch feierten die Grünen ihren Wiedereinzug als Erfolg – die Partei ist erst zum zweiten Mal im Landtag vertreten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Ost-Preise nur für Wessis
Nur zu Besuch