Sachbuch über Corona in Gemälden: Mit der Pandemiebrille im Museum
Mit einem Tweet fing es an, dann wurde ein Buch daraus: In „Im Museum gewesen. Überall Corona gesehen“ werden berühmte Gemälde neu interpretiert.
Die Lanze, die der heilige Georg dem Drachen ins Maul rammt, sieht doch irgendwie aus wie ein ziemlich langes Teststäbchen. Moment mal, vielleicht tötet er den Drachen gar nicht, sondern möchte nur wissen, ob der Corona hat? Manchmal reicht schon ein kleiner, zugegeben etwas schräger Gedanke, und plötzlich sieht man die halbe Kunstgeschichte in einem anderen Licht. Fortan blättert man durch Kataloge, läuft durch Museen und Ausstellungen und kann sich kaum dagegen wehren, in jahrhundertealten Bildern nur noch die Gegenwart zu sehen, genauer: jenes Thema, das seit so vielen Monaten die Nachrichten, die Gespräche mit Freunden, den gesamten Alltag dominiert. Na toll, jetzt auch noch die Kunst.
So wird aus Bruegels „Der Wein zum Fest des heiligen Sankt Martin“ plötzlich ein Schreckensbild über die Wiedereröffnung der Gastronomie, und der heilige Hieronymus sitzt nicht in einer dunklen Höhle, sondern offenbar seit geraumer Zeit im Homeoffice. Die unbekannte Marktfrau, die kiloweise Gemüse, Obst und Fleisch vor sich aufgetürmt hat? Klar, die kommt gerade vom Hamsterkauf. Und sogar den betenden Händen von Dürer sieht man plötzlich an, dass sie vom vielen Desinfizieren schon etwas trocken sind.
Das Schöne: Jedes Gemälde kann einen nun – egal wie gut man es kennt, egal wie oft man es schon gesehen hat – noch einmal überraschen und sogar zum Lachen bringen: Es ist kein Lachen über das Leid, das diese Pandemie verursacht hat, sondern eines über uns selbst, über die kleinen Widrigkeiten und großen Ärgerlichkeiten im Alltag mit Corona. Und so kann dieser neue Blick auf die Kunst in einer Zeit, in der es leider oft wenig zu lachen gibt, nicht nur erleichternd sein, sondern auch befreiend. Aber sehen Sie selbst.
Anmerkung der Redaktion: Alle Bildbeschreibungen stammen aus dem Buch des Autors.
Leser*innenkommentare
Ringelnatz1
Juti + Supi Quadro!
.... Manchmal reicht schon ein kleiner, zugegeben etwas schräger Gedanke, und plötzlich sieht man die halbe Kunstgeschichte in einem anderen Licht...
Zugegeben, hängen mir die C.- Themen zum Hals raus.
Hier mache ich einen ABstrich!
Ich schaue auf das Bild oben bzw. die Unterschrift, häh, watten ditte!
....Das Schöne: Jedes Gemälde kann einen nun – egal wie gut man es kennt, egal wie oft man es schon gesehen hat – noch einmal überraschen und sogar zum Lachen bringen..
Jenau!!
Der ganze letzte Absatz i. B. s. meine erste Zeile!
Und nich genug!!
Diese Bemerkung läßt mich auch herzlich, echt Lachen.
..Anmerkung der Redaktion: Alle Bildbeschreibungen stammen aus dem Buch des Autors...
R&V halt!,-)
Ringelnatz1
@Ringelnatz1 Eigentlich, ist doch das oben i.B. gezeigte, in diesem Spartenelement taz in( rein?) sauberer Kultur!