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heute in hamburg„Wir werden häufig übersehen“

Foto: privat

Christoph Mühlbach

57, ist im Orga-Team der „Bi+Pride“. Er ist außerdem Vorstandsmitglied des neu gegründeten Vereins Bi-Plus Hamburg e. V.

Interview Marthe Ruddat

taz: Herr Mühlbach,die „Pride Week“ in Hamburg ist gerade erst ein paar Wochen her. Warum gibt es jetzt die „Bi+Pride“?

Christoph Mühlbach:Wir fühlen uns bei der Pride Week und unter der Regenbogenflagge durchaus repräsentiert und auch als Teil der LGBTQIA+-Community. Es kommt aber häufig vor, dass wir übersehen werden.

Inwiefern?

Wenn ich mit einem Partner Händchen haltend durch die Fußgängerzone laufe, dann werde ich von den Menschen als schwul gelesen. Gehe ich mit einer Frau Hand in Hand durch die Fußgängerzone, werde ich als hetero gelesen. Viele machen sich keine Gedanken darüber, dass es auch bisexuelle Menschen gibt. Manche Bi+sexuelle haben das Gefühl, sie müssten sich verstecken und dürften nicht so sein, wie sie sein möchten und leben, wie sie leben möchten. Darauf wollen wir aufmerksam machen und das ändern.

Wofür steht das + hinter dem Bi?

Das Plus steht dafür, dass wir auch für Menschen offen sind, die sich als pansexuell, homo- oder heteroflexibel bezeichnen oder auch Schubladen für sich ganz ablehnen. Früher hätte ich gesagt: Ich bin bi, ich liebe eine Frau oder einen Mann. Heute weiß ich: Ich liebe Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht. Daher bezeichne ich mich als bi+.

Haben Sie selbst schon Diskriminierung erlebt?

Gewalt habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Aber als ich mich im Freundeskreis geoutet habe, musste ich mir schon anhören, das sei nur eine Phase, ich würde mich irgendwann für ein Geschlecht entscheiden oder entscheiden müssen. Das habe ich als diskriminierend empfunden, denn ich fühle ja nun mal so und ich habe mich entschieden, so zu leben.

Erleben bi+sexuelle Menschenauch Anfeindungen oder Ausschluss von der queeren Community?

Ja, auch hier müssen sich manche anhören, dass sie sich einfach nicht festlegen wollen würden. Es gibt Sprüche wie: Eigentlich bist du schwul, du traust dich nur nicht, es zuzugeben.

Welche politischen Forderungen vertreten sie auf der Bi+Pride?

Wir verfolgen eine ganze Reihe politischer Ziele. Eine Forderung betrifft das Asylrecht. Hier ist es im Moment so, dass bi+sexuelle Menschen nicht genauso anerkannt werden wie Homosexuelle und trans Personen. Wir fordern, dass sich das ändert. Außerdem gibt es immer noch diskriminierende Regelungen für Männer, die mit Männern Sex haben und Blut spenden wollen. Wir fordern, dass jeder Mensch unabhängig von seiner sexuellen Orientierung Blut spenden darf.

„Bi+Pride“: vom 23. bis 25. 9.;

heute: Hissen der Bi-Flagge mit Fahrradtour zu den verschiedenen Orten in Hamburg. Start für die erste Flaggenhissung: Bezirksamt Hamburg-Nord, Kümmellstraße 5–7, 12 Uhr;

Infos zu den Orten der Flaggenhissungen, den Workshops am 24. 9. und der Route der Demo am 25. 9. auf https://bipride.de/

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