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wortwechselKlimakrise, Wahlkampf und Impfdebatte

Das Urteil zur Räumung im Hambacher Forst wird begrüßt. Junge Menschen sehen kritisch in die Zukunft und bei der Impffrage zeigt sich eine Spaltung der Gesellschaft

Bei der Räumung des Hambacher Forstes Foto: Fritz Engel

Urteil Hambi

„Von wegen Brandschutz“, und „Räumungen im Hambi waren rechtswidrig

taz vom 9. 9. 21

Diese Sache muss strafrechtlich verfolgt werden: Ein Mensch ist wegen dieser krassen Missachtung von Gesetzen ums Leben gekommen. Zudem ist die Verursachung dieses Todesfalls besonders hart zu bestrafen, weil er aus niederen Beweggründen, aus Habgier resultiert. Viele Millionen Steuergelder wurden für einen unrechtmäßigen Polizeieinsatz verpulvert. Es liegt nahe, dass hier krasse Korruption vorliegt. Sowohl der Vorstand der RWE, wie auch Reul und Laschet müssen genau durchleuchtet werden, welche Dinge da im Hintergrund gelaufen sind, damit zwei Politiker derart das Recht missachten, um einem Konzern zu dienen. Und was auch ganz bitter für die Polizei ist: Die ganz große Mehrheit der Bürger wusste, dass die Polizei hier missbraucht wurde. Dieser Einsatz hat der Polizei unendlich geschadet, weil kein Bürger dieser Polizei noch Vertrauen schenken kann. Reul und Laschet als Marionetten der RWE müssen zurücktreten. Sofort!

Stefan Bluemer, Essen

Aufruf der jungen Generation

„Wahl 21“, taz vom September

Wir sind sechzehn und vierzehn Jahre alt und sind somit leider nicht wahlberechtigt für die Bundestagswahl, obwohl besonders diese Wahl über unsere Zukunft bestimmt. Diese Wahl entscheidet, ob es in Deutschland so weitergeht wie bisher, oder ob sich etwas verändern wird. Und es muss sich ganz klar etwas verändern, wenn die nachfolgenden Generationen auch eine Chance auf ein unbeschwertes Leben bekommen sollen. Die Waldbrände in Australien 2020 oder die Hochwasser­ereignisse und Überschwemmungen in den letzten Monaten sind erst der Anfang. Wenn wir dem Klimawandel nicht so schnell wie möglich gegensteuern, wird die Häufigkeit von Extremwetterereignissen zunehmen. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre liegt weit über dem natürlichen Schwankungsbereich und ist höher als in den letzen 800.000 Jahren. 86 Prozent der freigesetzten CO2-Emissio­nen (2009–2018) stammen übrigens aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Um die Erderwärmung „abzuschwächen“, wurde im Pariser Klimaabkommen ein Temperaturanstieg von 1,5 bis maximal 2 Grad beschlossen. Allerdings ist seit dem 19. Jahrhundert die globale Temperatur um 1,2 Grad und in Deutschland sogar um 2 Grad gestiegen. Der Mensch ist alleiniger Verursacher dieses Klimawandels.

Fast 60 Prozent der Wahlberechtigten sind älter als 49 Jahre, was, wenn man bedenkt, dass man erst ab 18 Jahren wählen darf, ein hoher Anteil ist. Folglich entscheiden vor allem die älteren Generationen über die Zukunft der Jungen. Deshalb tragen alle Wählerinnen und Wähler, hauptsächlich aber auch die Älteren, eine große Verantwortung für uns Junge. Wir können und wollen Ihnen nicht vorschreiben, wen Sie wählen sollen, aber bitte machen Sie sich bewusst, dass Ihre Stimme unsere Zukunft und die der nachfolgenden Generationen, also auch ihrer Kinder und Enkelkinder, massiv beeinflussen wird. Dieser Brief ist somit eine Bitte an alle Wahlberechtigten. Bitte informieren Sie sich und gehen Sie wählen.

Lilly Fritsch und Luisa Fritsch, Reit im Winkl

Corona-Impfungen

„Peitsche statt Zuckerbrot“ und „Kinder sind den Impfunwilligen egal“

taz vom 4. 9. 21

Ich bin fassungslos über die undifferenzierten Aussagen und Anschuldigungen, mit denen Sie offenbar bewusst einen Keil treiben in die Gesellschaft. Als Kinderkrankenschwester habe ich jahrzehntelang unter den oft unzumutbaren Bedingungen dieses Systems schwerkranke Kinder versorgt. Aus persönlichen Gründen, nicht zuletzt aufgrund meiner Erfahrungen in der Klinik und der nicht ausreichenden Datenlage, habe ich mich bisher nicht zu einer Impfung gegen das Coronavirus entscheiden können. Wenn Sie mich und viele Kolleginnen, die ähnlich denken, nun beschuldigen Kinder zu schädigen bzw. uns unterstellen, dass uns Kinder „egal“ seien, so ist dies eine anmaßende und unverschämte Beschuldigung. Wenn Sie noch mehr Pflegende in diesem System verlieren möchten, so sind Sie auf dem richtigen Weg. Kinder sind durch das Coronavirus vergleichsweise gering betroffen. Dies hat die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) soeben erneut festgestellt: „Nicht jede Infektion ist um jeden Preis zu verhindern“. Ihr Artikel hingegen hetzt gegen mich und meinesgleichen in einer Weise, die die Gesellschaft in eine Spaltung treibt. Was ist Ihre Vision? Eine Kasernierung von Impfunwilligen? Brauchen wir nicht ganz andere Signale, um neu zusammenzuwachsen in dieser schweren Zeit? Am Ende bleibt mir nur Fassungslosigkeit darüber, wie sie ihren eigenen ethischen Anspruch zunichte machen.

Katrin Meusel, Kinderkrankenschwester

Lohnfortzahlung

„Schwerpunkt Corona“

taz vom 10. 9. 21

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht sich dafür aus, dass Arbeitnehmer in Deutschland, die sich nicht freiwillig gegen Corona impfen lassen, im Krankheitsfall und bei amtlich angeordneter Quarantäne keine Lohnfortzahlung erhalten sollen. Aber was ist eigentlich, wenn auch gegen das Coronavirus geimpfte Bürger und Arbeitnehmer an Corona erkranken und in Quarantäne müssen? Soll ihnen dann etwa auch die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gestrichen werden? Schließlich sind wir doch alle laut Paragraf 3 Absatz 1 unseres Grundgesetzes vor dem (Infektionsschutz-) Gesetz gleich.

Roland Klose, Bad Fredeburg

Absturz Grüne

„Parteiapparateritis“,

taz vom 9. 9. 21

Sicherlich mag da auch Angst vor der größeren Kompetenz von Habeck eine Rolle gespielt haben, doch es ging ja nicht nur um Befindlichkeiten wie Eitelkeit, sondern es geht um Strukturen. Aus einem Instrument, welches vor 40 Jahren politisch intern und auch nach außen hin ein richtiges Signal war, ist etwas geworden, was nicht nur die Partei schwächt, sondern auch dem elementaren Anliegen für dieses Land. Man mag sich ja vielleicht noch trösten, dass die Grünen sich gegenüber 2017 steigern und ein zweistelliges Ergebnis hochjubeln. Doch Fakt ist: Diese Wahl wurde unter der Flagge „Frauen vorn“ nachhaltig vergeigt. Und dies zu Lasten der kommenden Generation(en). Wie war das noch einmal: erst das Land, dann die Partei, dann die Person? Eine Minderheit der Mitglieder bei den Grünen hat per Satzung/Frauenstatut immerwährend Anspruch auf die Mehrheit. Es ist nicht allein die verkorkste Kandidatur von ALB oder die Peinlichkeit im Saarland – und noch einige andere „Eigentore“ unter der Gender-Flagge, sondern man muss wohl auch noch daran erinnern dürfen, dass vor 20 Jahren der Afghanistan-Kriegseinsatz gerade auch von grünen Frauen befürwortet wurde wegen des Einsatzes für Frauen und Mädchen. Auch hier wäre Selbstkritik angesagt.

Ulrich Hemke, Stade

68er und Duschen

„Schön sauber bleiben“,

taz vom 6. 9. 21

Ein Akt des Widerstands? – Hier hat der Autor sich eine schöne Geschichte über das (Nicht-)Duschen und den vermuteten strengeren Geruch der „68er“-Studierenden ausgedacht.

Hätte er doch einmal nachgefragt! Der gewöhnliche 68er vermied das tägliche Duschen nicht aus Widerstandsgründen, sondern weil er schlichtweg keine Dusche hatte. Alle Städte hielten zu dieser Zeit noch öffentliche Wannenbäder vor, üblicher war aber wohl, ins öffentliche Schwimmbad zu gehen – nicht wegen des Schwimmens, sondern wegen des Duschens.

Eckhard Hömberg, Essen

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