die kinderfrage
: Wenn der Körper kaputtgeht, kaufen wir dann einen neuen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine davon. Diese kommt von Finn, 3 Jahre alt.

Das Knie knackst beim Bücken und Augen und Ohren wollen auch nicht mehr so richtig. Wie praktisch wäre es, man könnte in der Körperteil-Abteilung der Drogerie einfach einen Satz neue Knie oder ein intaktes Paar Augen und Ohren in den Einkaufswagen packen.

Das klingt erst mal verrückt, aber deine Frage, lieber Finn, ist gar nicht so abwegig. Zwar kann man noch keinen ganzen Körper neu kaufen und selbst in einer Apotheke findet man keine Ersatzohren. Aber einige Körperteile können wir Menschen schon ersetzen oder mit kleinen Geräten so erweitern, dass sie wieder funktionieren.

Die Ohren sind da ein gutes Beispiel. Der Technikphilosoph Enno Park kann nicht nur erklären, wie künstliche Ohren funktionieren, sondern er hat sogar selbst welche. Seine äußere Ohren waren immer in Ordnung, aber in seinem Innenohr ist etwas kaputtgegangen, als er neun Jahre alt war. Eine lange Zeit verstand er andere nur ganz schlecht, als ob die Worte es nicht tief genug in sein Ohr hineinschafften. Erst mit 37 Jahren fand er eine Lösung. Er bekam ein Cochlea-Implantat eingesetzt. Cochlea ist lateinisch und heißt Schnecke. Und tatsächlich ähnelt das Innere unseres Ohrs einem Schneckenhaus.

Das Implantat ist ein kleines Gerät aus zwei Teilen. Ein Teil sitzt außen am Kopf und an der Ohrmuschel, das andere innen, unter der Haut. An dem inneren Teil hängt ein dünnes Kabel, das sich in das Schneckenhaus im Innenohr reinschlängelt. Dort gibt es eine Verbindung zum Nervensystem. So werden die von dem Gerät gehörten Wörter wieder bis in das Gehirn transportiert.

Enno Park sagt, mit den neuen Ohren fühle er sich manchmal wie ein Superheld. In der Disco zum Beispiel kann er trotz der lauten Musik verstehen, was Leute reden, die weiter weg stehen.

Apropos Superheld – neulich fand eine Olympiade für Menschen mit Behinderung statt. Da hat ein Mann aus Deutschland eine Gold-Medaille für den schnellsten 100-Meter-Lauf geholt. Eines seiner Beine bestand nicht aus Haut und Knochen, Muskeln und Sehnen, sondern aus einer gebogenen Sprungfeder aus Metall.

Du siehst, lieber Finn, der Mensch weiß sich zu helfen, wenn etwas kaputtgeht. Aber bis wir einen ganzen Körper kaufen können, ist es noch ein weiter Weg.

Nora Belghaus

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