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Immunisierung für junge MenschenStiko für Impfung ab 12

Geimpft werden können 12- bis 17-Jährige schon länger. Viele Eltern waren aber verunsichert, weil das Gremium zunächst von einer Empfehlung absah.

Nun hat auch die Stiko grünes Licht gegeben: Ein 12-jähriger Junge ruht sich nach seiner Impfung aus Foto: Raul Mee/ap

Berlin taz/dpa | Seit Montag empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Corona-Impfung für alle 12- bis 17-Jährigen. In der Begründung heißt es, man sei nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten zu der Einschätzung gekommen, „dass nach gegenwärtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen“. Dem vorausgegangen war eine Debatte, die vor allem bei Eltern und Ärz­t*in­nen für große Verunsicherung sorgte, Impfskepsis nährte und am Ansehen der Stiko kratzte.

Die Vorgeschichte: Nach den USA und Kanada hatte auch die Europäische Arzneimittelbehörde den Impfstoff von Bion­tech/Pfizer am 31. Mai für Kinder und Jugendliche ab zwölf zugelassen. In der Zulassungsstudie des Herstellers hatten rund 1.100 Kinder und Jugendliche den Impfstoff erhalten und wurden rund zwei Monate beobachtet. Die Aussagekraft der Studie wurde von Ex­per­t*in­nen wie der Virologin Sandra Ciesek bemängelt.

Auch der Stiko, in Deutschland als unabhängiges Ex­per­t*in­nen­gre­mi­um zuständig für die Impfempfehlungen, war die Datenlage zunächst zu dünn. Anders als die Zulassungsbehörde beurteilt die Stiko vor allem das individuelle Nutzen-Risiko-Verhältnis für die Geimpften sowie die Epidemiologie auf Bevölkerungsebene und die Effekte einer flächendeckenden Impfstrategie.

Die Stiko empfahl die Impfungen am 10. Juni zunächst nur für Kinder und Jugendliche mit besonderen Risikofaktoren. Bei individuellem Wunsch und nach entsprechender Aufklärung sei sie aber auch für alle anderen möglich.

Stiko hat im Sinne der Politik entschieden

Üblicherweise gelten die Empfehlungen der Stiko als medizinischer Standard und sind bindend für die Impfkampagnen der Bundesländer. In diesem Fall wurde das Prozedere jedoch von den Füßen auf den Kopf gestellt: Noch bevor die Stiko überhaupt eine Empfehlung abgegeben hatte, propagierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits Ende Mai eine breit angelegte Impfkampagne inklusive Impfung in Schulen.

Vor allem als sich abzeichnete, dass der Impffortschritt bei den 18- bis 59-Jährigen stockte und die Schulferien sich in einigen Bundesländern dem Ende näherten, verschärfte sich der Druck. Politiker wie Karl Lauterbach meinten, das 18-köpfige Expertengremium aus Vi­ro­lo­g*in­nen und Kin­der­ärz­t*in­nen habe sich „verrannt“.

Die Ge­sund­heits­mi­nis­te­r*in­nen von Bund und Ländern beschlossen schließlich am 2. August ohne den Segen der Stiko, die Impfung für ab 12-Jährige zu empfehlen und bereiten seitdem entsprechende Programme in Schulen vor. Der Deutsche Hausärzteverband kritisierte den Beschluss scharf.

Nun hat die Stiko tatsächlich im Sinne der Politik entschieden. Grund seien insbesondere neue Erkenntnisse zu einer Impfnebenwirkung, die die Stiko zuletzt zweifeln ließ: Gerade Jungen und junge Männer erkrankten in seltenen Fällen nach der Impfung an Herzmuskelentzündungen.

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Noch Anfang August sagte Stiko-Chef Thomas Mertens der taz, man wolle Daten zu den Krankheitsverläufen abwarten. Die gibt es nun offenbar aus dem amerikanischen Impfprogramm: Die Betroffenen müssten zwar mehrheitlich ins Krankenhaus, erholten sich dort aber rasch wieder.

Bundesgesundheitsminister Spahn bezeichnete die Empfehlung als „gute Nachricht“. „Eltern und Jugendliche haben damit eine klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden“, sagte der CDU-Politiker. „Die Fakten sprechen für die Impfung, ausreichend Impfstoff für alle Altersgruppen ist da.“

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5 Kommentare

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  • Interessant die Wirtschaft hat geheult, die Politik hat geheult. Die Lagerstätten haben geheult. Und schwupps werden die Impfungen zugelassen.

    Die 3.Auffrischungs-Impfung soll angeblich nach 6 Monaten erfolgen, in Israle wird schon ab dem 5. Monat geimpft.



    Ob die Impfung Sinn macht oder nicht, erfährt man erst wenn die Titer bestätigt werden (ach ok, da gibt es jetzt auch Extremfallbeispiele das dies nicht ausreichend ist und schwupps ist der Punkt auch weg). Aber das wird ja schon seit Anfang des jahres nicht geprüft. Es gibt ja nur symptomatische Genese...Aber Hauptsache wir subventionieren Biontech/Pfizer und Co.



    Jene die dan nauch gleich wohl noch verhindern das die mittlerweile sogar schon abgelaufenen chargen nicht an Drittländer weiterverkauft oder gar geschenkt werden dürfen. Selbst haben diese Pharmahaie kein Interesse die seit der klinischen Studie und somit mehr als 1 Jahr alten Chargen auf Stabilität über 6 Monate zu testen und die Zulassung zu erweitern.

    Und es gibt auch kein Druck von der Regierung.

  • Jetzt behaupten unsere unfähigen Politiker schon, mehr zu wissen als die meiziner, und setzen ihr Ding einfach gegen die Empfehlungen durch. Wer die Expertenso unter Druck setzt hat an wissenschaftlich orientierter Politk kein Interesse.

    Man betrachte doch einfach mal die Tatsache, dass die Politiker nicht in der Lage sind die Zahl der geimpften korrekt ermitteln zu lassen. Es gibt immer noch keine Erkenntnisse dazu, wieviele Menschen in D durch Symptomarme oder Symptomlose Infektion schon eine Immunität haben. Was soll denn bei der so stark beachteten Inzidenz anderes herauskommen als immunisierte Bürger.

  • Was ist die Empfehlung der Stiko denn noch wert, da sie ja augenscheinlich nur auf Druck der Politik erfolgte?

  • 7G
    75880 (Profil gelöscht)

    Na dann auf die Kinder, fertig, los impfen! Und als Schmankerl heute noch eine Meldung der STIKO: Genesene haben zu wenig Immunkörper, eine 2 Impfung wäre gut. Noch Fragen?

    • @75880 (Profil gelöscht):

      Deshalb haben ja auch die Impfstofflieferanten ihre Preise saftig angehoben, obwohl die Entwicklungskosten schon lange amortisiert wurden. Sowas nennt sich Gelddruckmaschine. Demnächst eine neue Variante, und die mrd sprudeln erneut.