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Bismarck-Denkmal in HamburgEin neuer Mantel für den Kanzler

Wie mit dem rassistischen Erbe umgehen? Was mit einem Denkmal wie dem für Otto von Bismarck in Hamburg machen? Ein Workshop will Antworten finden.

Was nur soll aus dem alten Bismarck werden? Ein Workshop soll es klären Foto: Jonas Klüter/dpa

Hamburg taz | Demokratiefeindlichkeit, Militarisierung, Kolonialpolitik. Wie Damoklesschwerter schweben diese drei Unzeitgemäßen über dem ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck. Dennoch steht das Denkmal des Politikers im Hamburger Hafen, das mit seinen 34 Metern Höhe und 600 Tonnen Gewicht weltweit seinesgleichen sucht, immer noch. Aber nun hat der Zahn der Zeit geschafft, was der Kritik in 115 Jahren nicht gelungen ist: Das Fundament des steinernen Kanzlers ist so marode, dass es endgültig zu Fall gebracht worden wäre, hätte man es nicht saniert. Ein Mangel, der übrigens entstanden ist durch den Umbau des Sockels zum Luftschutzbunker im Zweiten Weltkrieg.

Und wieder spielte die Kritik keine Rolle und das Geld floss ohne Bedenken: Sechs Millionen Euro sollten aus dem Bundeskulturetat kommen, die Stadt wollte den Rest erbringen. Fast neun Millionen Euro kostet nun die Anfang des Jahres begonnene Sanierung, weitere gut sechs Millionen fließen aus der Stadtkasse in die Aufbereitung der Parkanlagen. Eine Bür­ge­r*innenbeteiligung soll dabei die Interessen der Be­woh­ne­r*in­nen der anliegenden Stadtteile St. Pauli und Neustadt berücksichtigen.

Doch dann schallte nach dem Mord an George Floyd ein Ruf nach Gerechtigkeit über die Welt und riss nicht nur in den USA Wunden auf. Wie mit dem rassistischen Erbe umgehen? Was tun mit Ehrendenkmälern für Kolonialherren? Soll man also im Fall des Bismarck-Denkmals einen Kriegstreiber überhaupt von Grund auf sanieren?

Doch das Geld ist ausgegeben, der Granit wieder sauber. Um die Lücke zwischen Sanierung und Aufarbeitung zu schließen, beschloss der Senat deshalb ein Konzept: Die von „zivilgesellschaftlichen Initiativen formulierte Kritik“ soll Ende des Jahres in einen künstlerisch-didaktischen Wettbewerb einfließen, Vorschläge sollen dann von einer internationalen Jury bewertet und ein adäquater Umgang mit dem Denkmal gefunden werden.

Die Kolonialisierung Westafrikas

Was genau da zur Aufgabe für die Wett­be­wer­be­r*in­nen werden soll und wie man dabei diverse Ak­teu­r*in­nen einbeziehen kann, tüftelt gerade eine Workshop-Reihe aus, pandemiebedingt nur per Zoom.

Am Donnerstag sitzt beim zweiten von vier Workshops nun Kokou Azamed auKulturwissenschaftler lehrt an der University of Lomé in Togo – jenem Land, das einen Teil der einstigen deutschen Kolonie Togo umfasst. Azamed setzt sich in seiner Forschung unter anderem mit der Kolonialisierung Westafrikas durch Deutschland auseinander. Mit dabei ist auch Noa Ha, Stadtforscherin und Gründungsmitglied der Fachgesellschaft für rassismuskritische, postkoloniale und dekoloniale Forschung und Praxis. Welche Zukunft dem veralteten Denkmal bevorsteht – im kommenden Jahr wissen wir mehr.

Workshop „Was macht das Denkmal so schwierig?“: Do, 12. 8., 19 Uhr, Teilnahme über Zoom.

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2 Kommentare

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  • Einfach neu framen das Teil. Wie im Geschichtsunterricht 10. Klasse an Bismarcks Verdienste um Arbeitnehmerrechte und Sozialpolitik erinnern und an Ottos Skepsis gegenüber einer Beteiligung Deutschlands am Kolonierungswettrennen und schon kann man die Wuchtbrumme stehen lassen.

    • @AlexA:

      Das ist kein Framing, sondern Geschichtsklitterung.