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Beflissene OlympiahelferDas Schicksal der Volunteers

Der Olympiareporter der taz wird vom Heer der Freiwilligen nicht aus den Augen gelassen. Nicht mal am Busbahnhof.

Immer im Einsatz, immer höflich: Volonteers beobachten einen Kameramann Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

D ie Olympia-Blase, die von staatlichen Stellen so detailliert ausgetüftelt wurde, mag Sicherheit versprechen, um die japanische Bevölkerung zu beruhigen. Trotz aller konkreten Bemühungen ist es jedoch wenig überraschend, dass sie nicht mehr als ein Fantasiegebilde ist. Die Akkreditierungsausweise der Be­richt­erstat­te­r:in­nen fangen nicht an zu blinken, Töne oder gar Elektrostöße von sich zu geben, wenn man von den rein geschäftlichen Routen abweicht.

Und es ist zu beobachten, dass sich alle so ihr eigenes Sicherheitskonzept zusammenbasteln, das, so kann man es vielleicht formulieren, im Großen und Ganzen auch mit dem offiziellen übereinstimmt. Angst und bange muss deshalb keinem werden, weil das Interesse der Arbeitenden, keine negativen Tests abzugeben, groß ist.

Sobald man in das Verkehrssystem dieser Fantasieblase eingestiegen ist, kann man erst einmal kaum auf falsche Pfade geraten. Das große Heer der Volunteers achtet mit unerschöpflicher Freundlichkeit auf die Einhaltung der vorgesehenen Laufwege. Selbst wenn Pfeile am Boden unmissverständlich die Richtung vorgeben, gibt es in recht geringem Abstand postierte Helfer:innen, die den lieben langen Tag immer wieder dieselbe Armbewegung machen, um zu verdeutlichen, wo es lang geht.

Stets mit einem freundlichen Gruß hinter der Maske. So wird man über eine Umsteigestation bis zum Medienzentrum geschleust. Selbst die Männer in Militärkleidung an der Kontrollstation bedanken sich stets freundlich für die Kooperation.

Im Gestank der Abgase

Obwohl ich mittlerweile mein Busgate und meinen Nachhauseweg kenne, reihe ich mich abends selten unbeobachtet so selbstsicher in die Warteschlange ein. Sofort eilt eine Volunteer herbei und erkundigt sich, wo ich hin möchte, um dann bei Ankunft des entsprechenden Busses mich hineinzuweisen. Ungemach soll auf jeden Fall vermieden werden.

In Tokio bringen über 70.000 Volunteers diese Geldmaschine namens Olympische Spiele zum Laufen. Mitunter staunt man schon über deren Opferbereitschaft, um Teil dieses Großereignisses zu sein. In der feuchten Hitze von oft deutlich über 30 Grad im Gestank der Busabgase stets Gelassenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu zeigen, ist fraglos eine Extrembelastung.

Und um vermeintlich leichtere Jobs, hin und wieder Tafeln mit irgendwelchen Aufschriften zur Orientierung für die Suchenden hochzuhalten, möchte man die Volunteers ebenfalls nicht beneiden. Der Lohn für all das ist eine blaue Helferuniform mit Olym­pia­ringen und „Tokyo 2020“ drauf, freie Kost und warme Worte von IOC-Chef Thomas Bach bei der Eröffnungs- und Schlussfeier.

In der Öffentlichkeit dürfen die Volunteers bei der skeptischen Olympiastimmung in Tokio in ihren Uniformen auch nicht mit viel Anerkennung rechnen. Viel zu erzählen haben sie bestimmt von diesen eigenartigen Spielen. Ein paar ganz wenige, die in den Arenen ihren Dienst verrichteten, haben immerhin ein bisschen olympischen Sport sehen können.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.

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