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: Wider den Sekundenhass

Verkehr macht aggro. Wer kennt nicht den rasenden Sekundenhass, wenn man aus der Tür tritt und es schlagartig lebensgefährlich wird? Und ungerecht. Pop-up-Radwege? Haben an der nächsten Baustelle ausgepoppt. Fahrradstraße? Kein Konzept, das Au­to­fah­re­r:in­nen verstehen. Busse? Kommen nicht (auf dem Land), zu spät (überall) oder alle auf einmal und verstopfen dann Rad- und Fußwege (in der Stadt). Der Weg in die Schule, zur Arbeit, in die Freizeit, zum Shoppen ist Kampf – ums Vorankommen, um Sicherheit, darum, wahr- und ernst genommen zu werden.

Im Wahlkampf geht es beim Thema Verkehr bislang vor allem um genau eines: Wie teuer darf Benzin sein? Aber es geht nicht um Cent, es geht um Zukunftsfragen. Erstens ums Klima – weil Deutschland bis 2045 klimaneutral sein will und der Verkehr ein Fünftel der CO2-Emissionen ausmacht. Zweitens um Macht und Gerechtigkeit – weil alle Menschen, auf dem Land und in der Stadt, auch ganz junge, ganz alte, mit Einschränkungen, mit Kinderwagen oder Rollatoren, mit viel oder wenig Geld, ein Recht auf Mobilität und Teilhabe haben.

Deshalb stellen wir die taz ab Montag für eine Woche unter das Motto „Straßenkampf – Warum es eine Frage der (Klima-)Gerechtigkeit ist, wie wir mobil sind“. Nützt ein Straßenbaumoratorium? Wie funktionieren autofreie Innenstädte? Was will die neue Radbewegung? Aber auch: Wie lässt sich anders der Safe Space schaffen, den das Auto in der Pandemie oder für diskriminierte Menschen bedeuten kann? Themen eben, für die sich das Streiten lohnt. Beate Willms