heute in hamburg
: „Das Thema Rassismus zieht sich durch“

Online-Diskussion „Popkultur: Widersprüche und Widerstand“ mit der Autorin Fatma Aydemir und der Rapperin Ebow:

18 bis 19.30 Uhr,

Anmeldung: info@boell-hamburg.de

Interview Friederike Gräff

taz: Was ist das Widerständige an Pop, Fatma?

Fatma Aydemir: Für mich hat guter Pop immer etwas Widerständiges. Alles, was sich musikalisch, intellektuell oder vom Image her gegen bisherige Normen auflehnt oder sie auf ein neues Level bringt, ist der Pop, der mich reizt. Die Frage ist, inwieweit sich das aus dem Popbetrieb heraus auf die gesellschaftlichen Umstände überträgt – und das funktioniert nicht so einfach.

Ist es überhaupt das Ziel?

Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, dass Pop eine Parallelwelt ist, in der es andere Regeln und Möglichkeiten gibt als in unserem Alltag als Konsument:innen. Und gleichzeitig beeinflusst es uns natürlich, mit welchen Bildern wir konfrontiert sind, welche Musik wir hören. Das Pop-Business in Deutschland war in den letzten Dekaden immer super divers – das konnte dazu beitragen, dass wir es in anderen Bereichen als Normalität begreifen können, dass wir in einer diversen Gesellschaft leben.

Meint die Frage des „Herausstrahlens“ von Pop, einen politischen Einfluss zu haben?

Für meinen Geschmack will Pop, der das explizit möchte, oft zu viel. Ich glaube, dass das eher etwas ist, das zufällig passiert.

Hättest Du ein Beispiel dafür?

Ich würde sagen, dass das die Zusammenfassung der Geschichte von Hip-Hop ist. Der Gedanke, dass man einen Zusammenhalt, der in der Gesellschaft nicht vorhanden ist, in die eigene Szene mit eigenen Codes überträgt. Aber es hat nicht angefangen mit der Idee, die bestehende Gesellschaft zu stürzen. Rap war ein Nerd-Ding, das über die Jahre groß wurde und ich würde sagen, dass das ein bisschen auch aus Versehen passiert ist.

Foto: Sibylle Fendt

Fatma Aydemir 34, ist taz-Redakteurin in Berlin. Gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah ist sie Herausgeberin der Antholgie „Eure Heimat ist unser Albtraum“.

Was wäre für Dich die politische Botschaft von Rap?

Was sich durchzieht, ist das Thema Rassismus, dadurch, dass es vor allem eine schwarz geprägte Musikrichtung ist. Die Alben, die aus den USA nach Deutschland kamen, brachten Themen, die hier noch gar nicht besprochen wurden.

Das Klischee ist: Pop beginnt als widerständiges Element und endet als Mainstream und Werbebotschafter. Lässt sich dem entgehen?

Mir ist klar, dass Menschen von etwas leben müssen – ich spreche jetzt nicht über Riesenstars wie Lady Gaga. In einer Zeit, in der man keine Plattenverkäufe mehr hat und keine Konzerte mehr stattfinden, muss man sein Geld anders verdienen. Leider leben inzwischen viele sehr werbebasiert. Wie man da widerständig bleiben kann, darauf habe ich keine Antwort.