Der Blick nach Libanon und zum afrikanischen Kontinent

Das 37. Hamburger Kurzfilmfestival muss zwar erneut großteils online stattfinden, bietet aber auch eine physische Ausstellung samt Video-Installation über selbst inszenierten männlichen Heldenkult

Im Internationalen Wettbewerb: Der von der senegalesischen Designerin Selly Raby Kane perfekt durchgestylte 13-Minüter Tang Jër Foto: Selly Raby Kane/Lunekk Films

Von Wilfried Hippen

Die dritte Coronawelle flaut ab, die Kontaktbestimmungen werden gelockert. Dass das nur schrittweise geschehen kann, tut vor allem im Kulturbereich weh. So hatten die Or­ga­ni­sa­tor*in­nen des 37. Hamburger Kurzfilmfestivals in den letzten Wochen noch gehofft, ihre Programme zum Teil wieder in den Kinos zeigen zu können.

Doch obwohl sie am 1. Juni wieder öffnen dürfen, ist das zu spät für eine Hybridlösung. Und so wird das Kurzfilmfestival auch diesmal mit wenigen Ausnahmen online präsentiert.

Geplant sind einige Open-Air-Vorstellungen, aber für sie gibt es aktuell weder eine endgültige Zusicherung noch feste Termine. Immerhin wird aber im „Open Space“, dem Ausstellungsraum des Kurzfilmfestivals im einstigen Heizkraftwerk auf dem Postgelände am Kaltenkircher Platz in Altona, eine Schau des libanesischen Installations- und Videokünstlers Akram Zaatari gezeigt. Der Besuch dort ist kostenfrei, eine Anmeldung erforderlich.

Zaatari, geboren 1966, hat gemeinsam mit dem Künstler Walid Raad 1997 in Beirut die Arab Image Foundation gegründet, ein auch international renommiertes Fotoarchiv. Zaatari selbst hat seit den 1990er-Jahren mit seinen Videoarbeiten eine eigene Schule des Sehens entwickelt. Kernstück der Hamburger Ausstellung ist die Vier-Kanal-Installation „Dance To The End Of Love“ von 2011, wo sich junge arabische Männer auf Youtube als Superhelden inszenieren.

Das Motto des diesjährigen Kurzfilmfestivals selbst – „Ich bin weil wir sind!“ – ist angelehnt an „Ubuntu“, die südafrikanische Philosophie der Verbundenheit aller Menschen und deren wechselseitig bedingtes Wohlergehen.

Der politische Anspruch des Festivals indes zeigt sich vor allem im „Labor der Gegenwart“. In drei Programmschwerpunkten werden dort Kurzfilme zum Anlass für Reflexionen über gesellschaftliche Themen. In den „Hamburger Positionen“ etwa werden in Filmen und Diskussionsrunden Fragen nach Kulturräumen und Stadtentwicklung gestellt.

Im Programm „Afrotopia – In the Present Sense“ stellt der Kurator Alex Moussa Sawadogo zeitgenössische afrikanische Kurzfilme vor. Unter dem Motto „Gestimmtheiten – Das Kino und die Gesten“ wird anhand des durch Handy und Smartphone omnipräsenten Wi­schens und Tippens gezeigt, wie sich unser gestisches Repertoire verändert.

Im internationalen und deutschen Wettbewerb sowie dem „Dreifachen Axel“, in dem nur Filme von maximal drei Minuten Dauer laufen, werden 92 Filme präsentiert. Und im Kinder Kurzfilmfestival Mo & Friese gibt es Filme für 4- bis 18-Jährige.

Kurzfilmfestival Hamburg: 1.–7. 6. 2021. Onlineeröffnung: 1. 6. um 19 Uhr mit dem Hamburger Musikkollektiv One Mother. Die Performance sowie alle Diskussionen und das Forum werden kostenfrei, aber nur live gestreamt. Die Filmprogramme, gestreamt über festival.shortfilm.com, sind während des gesamten Festivals abrufbar