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Nachhaltigkeit von KrankenhäusernKlinik und Klima

Der Vivantes-Konzern und die Charité könnten noch viel tun, um ihre Klimabilanz zu verbessern. Das ergibt die Antwort auf eine Anfrage der Grünen.

Für die Gesundheit wird jede Menge Material verbraucht Foto: dpa

Berlin taz | Berlin soll bis spätestens 2050 klimaneutral sein – dabei kommt gerade den öffentlichen Einrichtungen eine Vorbildfunktion zu. Für die vom Land betriebenen Krankenhäuser gilt das allerdings noch nicht so richtig: Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Gesundheit auf eine Anfrage der Grünenabgeordneten Georg Kössler und Catherina Pieroth hervor.

Bezeichnend: Von 12 Berliner Häusern, die in den vergangenen 20 Jahren das BUND-Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ erhielten, gehört lediglich eins zum landeseigenen Vivantes-Konzern, nämlich das Klinikum Neukölln. Mehrere evangelische, katholische sowie das Jüdische Krankenhaus tragen das Prädikat, die ebenfalls landeseigene Charité ist in der Liste nicht vertreten.

Beim Stromverbrauch ergibt sich ein uneinheitliches Bild: Während an den 10 Vivantes-Standorten mit insgesamt rund 5.300 Betten zwischen 7 und 14 Mwh pro Bett und Jahr ausgewiesen werden, sind es an den drei Charité-Standorten Mitte, Virchow und Benjamin Franklin im Mittel 42,85 MWh/Jahr. Ob das an einer deutlich unterschiedlichen Energieeffizienz, den medizinischen Einrichtungen oder einer anderen Bilanzierung liegt, geht aus der Antwort von Staatssekretär Martin Matz (SPD) nicht hervor. Fest steht, dass sich der Verbrauch an der Charité seit 2017 (44,91 MWh) nur leicht verringert hat, während er an vielen Vivantes-Standorten sogar gestiegen ist.

Erneuerbarer Strom wird in bzw. auf den landeseigenen Kliniken noch kaum erzeugt. Lediglich eine Dachfläche des Klinikums Neukölln wird derzeit von Vivantes der Berliner Energieagentur GmbH für den Betrieb einer Photovoltaikanlage (PV) zur Verfügung gestellt. Am Steglitzer Charité-Standort Benjamin Franklin wird laut Matz die Installation von PV-Anlagen auf dem Hauptgebäude geprüft, damit sei man bereits „weit fortgeschritten“.

„Klimacheck“ für Politik

Beschluss Der Senat hat auf seiner Sitzung am Dienstag den „Klimacheck“ zur Bewertung aller künftigen Vorlagen beschlossen. Es handelt sich um ein Instrument, das von Umwelt- und Klimaschutzsenatorin Regine Günther (Grüne) zur Bewältigung der Ende 2019 verkündeten Klimanotlage erarbeitet wurde.

Prüfkatalog Laut Senatsverwaltung ist der Klimacheck in der Geschäftsordnung des Senats verankert und soll die klimarelevanten Folgen von Senatsentscheidungen quantifizieren. Damit würde er dazu beitragen, CO2-emissionsmindernde Maßnahmen zu ergreifen. Dazu habe man einen „umfassenden Prüfkatalog“ aufgestellt, hieß es in einer Mitteilung.

Auswirkungen aufs Klima Dieser „Leitfaden Klimacheck“ erlaube es, „die Auswirkungen von Senatsbeschlüssen auf klimakritische Bereiche wie Gebäude, Verkehr, Energie und Kreislaufwirtschaft, objektiv nach CO2-Äquivalenten abzuschätzen“.

Probezeit Verantwortlich für diese Prüfung seien die einzelnen Senatsverwaltungen bei der Erarbeitung ihrer Vorlagen. Die Praktikabilität des Klimachecks soll zunächst bis Mitte August 2021 erprobt und im Anschluss evaluiert werden. (taz)

Kössler und Pieroth fragten auch nach den Verbräuchen medizinischer Einwegprodukte und den Ersatz durch Mehrweg-Optionen. Auch hier ist noch viel Luft nach oben. Beispiel Einweg-Kittel: Von diesen kamen 2019 bei Vivantes 870.000 zum Einsatz, im ersten Corona-Jahr 2020 waren es schon rund 1,26 Millionen Stück. Im selben Zeitraum stieg die Menge an der Charité von 1,5 auf 2,1 Millionen Einwegkittel.

Immerhin wird über nachhaltigere Lösungen nachgedacht: „Nach internen Prüfungen hätten in 2019 Einweg-OP-Kittel in einer Anzahl von 200.000 und in 2020 in einer Zahl von 188.000 gegen Mehrwegkittel ersetzt werden können“, heißt es in der Antwort.

Diese Mengen zeigten, „dass auch die landeseigenen Krankenhäuser in Berlin noch in der Wegwerfgesellschaft stecken“, kommentiert Georg Kössler als klima- und umweltpolitischer Sprecher der Grünfraktion. Die Kliniken bräuchten Mehrwegmaterial und mehr Erneuerbare Energien, „denn nach der Coronakrise kommt die Klimakrise und gegen die müssen wir besser gewappnet sein!“

Catherina Pieroth, gesundheitspolitische Fraktionssprecherin, kritisiert derweil die großen Mengen an Speiseresten – rund 1.800 Tonnen in beiden Unternehmen zusammen –, die jedes Jahr entsorgt werden: „Für uns Grüne ein Anlass mehr, endlich für gesundes und gutes Essen in den Berliner Krankenhäusern zu sorgen!“ Es brauche Verpflegungskonzepte für ein gesünderes, bedarfsgerechtes und nachhaltigeres Krankenhausessen, das nicht nur zur Genesung der PatientInnen unterstütze, sondern auch Umwelt und Ressourcen schone.

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1 Kommentar

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  • 9G
    97287 (Profil gelöscht)

    In den letzten 40 Jahren wurden alleine in Berlin 1000 ende Betten gestrichen. Allein das , inzwischen geschlossene, Krankenhaus Moabit hatte 1980 ca 900 Betten und schrieb dabei auch noch schwarze Zahlen. Besser Energie sparen kann man nun wirklich nicht. Es wurde vor der Pandemie beklagt, dass es zu viele Krankenhäuser in Deutschland gibt und mehr als 50% geschlossen werden könnten, auch da kann viel Energie eingespart werden. Die Deutschen zahlen für einen Mercedes und bekommen einen VW erklärte ein berühmter Politiker mit Fliege, also auch hier noch Platz zum Energie Sparen. Es ist wie beim Verkehr, die einzige Möglichkeit hier CO2 einzusparen ist die Verringerung der Verbrennerautos.