Kurzkritik von Lisa Bullerdiek über „Post Paradise“ im Moks
: Das Beste kommt danach

Kinder haben in der Zukunft Kiemen. Sie dürfen nur ein paar Minuten an der Luft sein, bis ihre Eltern sie wieder in die sichere Unterwasserwelt rufen. Diese Zukunftsvision hat das Moks in Bremen am Freitag gemeinsam mit dem Sputnic-Kollektiv zum ersten Mal gezeigt, online natürlich. In dem Stück „Post Paradise“ geht es um den Klimawandel – aber nicht ausschließlich als Dystopie.

Die Inszenierung besteht aus zehn Episoden, die von den Dar­stel­le­r*in­nen über Overheadprojektoren live animiert werden. Die vier Schau­spie­le­r*in­nen legen bemalte Folien auf, übernehmen die Stimmen der Charaktere. Dabei sehen sie passenderweise aus, als würden sie gemeinsam ein Raumschiff steuern. Im Fokus ist das, was die Geräte auf die Leinwand strahlen. Nur ab und zu erinnert eine Handbewegung daran, dass dies kein Zeichentrickfilm ist und Schau­spie­le­r*in­nen all das live erzeugen. Die Geschichtenerzähler und das Geschichten­erzählen werden zum Teil des Stücks.

Die zehn Episoden selbst tragen abenteuerliche Namen wie „Cloud Atlas V“, „Broston“ und „Paradise, California“. Besonders toll ist dabei die minimalistische Schönheit von „Drei Schwestern“ und die Stimme von Amelia Earhart in „Trans Pacific“. „Broston“ ist thematisch wichtig, weil diese Episode den Zusammenhang von Kolonialismus und Klimakrise behandelt. Doch leider ist sie umständlich und verwirrend aufgebaut.

Die Crew hinter „Post Paradise“ hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: In einem Stück über den Klimawandel suchen sie nach positiven Entwürfen für die Zeit danach, mithilfe von Märchen und Erzählungen aus ganz verschiedenen Teilen der Erde. Das Ergebnis ist berührend und inspirierend. „Post Paradise“ ist erstaunlich komplex für das junge Publikum des Moks, das Stück ist betont intertextuell und intersektional. Und das ist gut so. Manchmal schrammen sie trotzdem knapp am Kitsch vorbei, bedienen sich bewährter Bilder. Auf einem Grabstein steht: „Hier ruht die Menschheit.“

Die Schau­spie­le­r*in­nen tragen mit ihren Stimmen das Stück, besonders Anna Sauvageot gelingt das. Nur die Technik ist nicht in der Zukunft angekommen: Bei der Premiere brach der Empfang für 20 Minuten ab.

Wieder zu sehen am Dienstag und Mittwoch, 19 bis 21 Uhr, im Video-Stream unter www.theaterbremen.de