Teenager begeht Volksverhetzung: Drohbriefschreiber verurteilt
Mindestens 18 rassistische Morddrohungen hat Lukas D. in Hannover verteilt. Am Mittwoch wurde er wegen Volksverhetzung verurteilt.
In den Schreiben wurden die Empfänger*innen aufgefordert, Deutschland umgehend zu verlassen, ansonsten werde man sie „entsorgen“. Im unteren Teil des Briefes sollten die Empfänger*innen ihre „Entsorgungsmethode“ wie „Erschießen, Vergasung mit Zyklon B oder stumpfe körperliche Gewaltanwendung“ ankreuzen.
Attentatsdrohung gegen Belit Onay
In einem weiteren Drohbrief hatte B. den Rücktritt von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) gefordert, ansonsten würde man ihm „das Leben mit einer Bombe nehmen“. Unterzeichnet waren die Schreiben mit den Worten „Heil Hitler – Nationalsozialistische Initiative Deutschland“.
Der entscheidenden Hinweis auf den Täter erfolgte unmittelbar nach der Verteilaktion durch den Vater und die Schwester des Angeklagten, die sich bei der Polizei gemeldet hatten. Lukas B. selbst wollte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern und ließ eine Erklärung durch seinen Strafverteidiger Peter Hunger abgeben. Sein Mandant schäme sich für das, was er getan habe, und würde es gerne ungeschehen machen. B. habe sich damals in einer schwierigen Situation befunden und mit den Briefen nur provozieren wollen.
Keine Verbindungen in die rechte Szene
Laut Aussage mehrerer Ermittler konnten ihm keine Verbindungen in die extrem rechte Szene nachgewiesen werden. Auf seinen Geräten fanden die Ermittler jedoch Rechtsrock von „Gigi und den braunen Stadtmusikanten“ und „Stahlgewitter“. Auch Aufkleber der Identitären Bewegung mit der Aufschrift „Remigration“ hatte D. bestellt. Vor Gericht gab er an, er verorte sich selbst politisch in der Mitte und sei seit 2019 bei der Jungen Union in Laatzen aktiv.
16 Opfer berichteten vor Gericht, was die Schreiben bei ihnen ausgelöst hatten. Ein Brief wurde zunächst von den 12- und 14-jährigen Kindern des Redners gelesen, die vollkommen panisch reagierten. Ein anderer Zeuge schilderte, er habe den Brief nicht zu Ende lesen können, weil er es nicht ausgehalten habe. Er berichtete, dass er wegen solcher Drohungen aus dem Iran geflüchtet sei. Unter Tränen meinte er: „Als ich geheiratet habe, habe ich meinen Namen behalten. Als ich den Brief bekommen habe, habe ich überlegt meinen Namen zu ändern.“
Im Prozess wollte sich Lukas D. bei den Empfänger*innen der Drohschreiben entschuldigen, einige Zeug*innen nahmen das Angebot an. Bereits vor dem Prozess hatte er ein Entschuldigungsschreiben über seinen Anwalt versenden lassen.
Lukas B. wurde vom Gericht zu zwei Wochen Jugendarrest, der weiteren Teilnahme an einem Antigewalttraining und zu Gesprächen mit einem Sozialarbeiter über sein rechtes Gedankengut verurteilt. Betont wurde in diesem Zusammenhang auch, dass die in den Drohschreiben aufgeführten Tötungsmethoden während der Shoa Anwendung gefunden haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!