das portrait
: Hilistina Banze tut nichts

Hilistina Banze will auf Kopftuch und Erklärungen dazu verzichten – eine Woche langFoto: privat

Für Hilistina Banze ist es ein „Akt der Selbstermächtigung“ und zugleich eine Forschungsreise. Eine Woche lang will die 31-jährige Hamburger Sozialpädagogin und Integrationsberaterin ihr Kopftuch nicht tragen. Mit der Idee ist sie eine der drei Preisträgerinnen, die ein mit 1.600 Euro dotiertes Stipendium für Nichtstun der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) gewonnen haben.

Die Stipendien wiederum gehören zu einer Ausstellung, die die HFBK gemeinsam mit dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe auf die Beine gestellt hat: „Die Schule der Folgenlosigkeit“. Und zu deren paradoxen Charakter passt die Idee des Stipendiums: durch Nichtstun etwas zu verändern. Hilistina Banze will durch das Ablegen des Kopftuchs gängigen Vorurteilen begegnen. „Ich habe das Gefühl, dass so ziemlich jede Person etwas über Kopftuch tragende Frauen zu sagen hat, und ich finde das ziemlich erniedrigend.“

Mit ihrem Projekt setzt sich die Romanistin ganz bewusst zwischen mehrere Stühle. Denn ihr bislang unter dem Kopftuch verborgenes Haar ist kurz rasiert – für viele, so glaubt Banz, sei das „unweiblich“. Zum Video zur Stipendiumsbewerbung gehört auch die Frage: „Warum ich die Richtige bin?“ Dort lächelt Banze und sagt: „Ich finde, dass Feminismus intersektional gedacht werden muss: Ich bin schwarz, muslimisch und eine Frau.“ Die Woche ohne Kopftuch soll aber nicht nur eine Erkundung nach außen, sondern auch eine nach innen sein: Hilistina Banze möchte damit auch ihre „eigene Beziehung zum Kopftuch noch einmal ergründen“.

Eine Forschende, die sich einmischt, ist sie schon länger: Auf dem Debattenportal „sag was“ ist nachzuverfolgen, was sie beschäftigt: Rassismuserfahrungen, die sie gleichermaßen in Istanbul, Frankreich, Ost- und Westdeutschland gemacht hat. So wie die Fragen nach Herkunft und Gemeinschaft. 2016 hat sie geschrieben: „Ich reise viel, bin ständig auf der Suche nach einem Ort, an dem ich einfach dazugehören kann – bis jetzt vergebens.“ Friederike Gräff