: Knapp ausreichendes Geradel
Im Fahrradklima-Test 2020 des ADFC schneidet Berlin nicht gut ab. Immerhin einen Lichtblick gibt es
Von Claudius Prößer
Man muss sich fast wundern, dass so viele BerlinerInnen auf dem Fahrradsattel unterwegs sind: Die Noten, die sie den Bedingungen für das Radfahren erteilen, sind miserabel. Erhoben werden sie seit 2012 alle zwei Jahre im bundesweiten „Fahrradklima-Test“ des ADFC, und auch in der aktuellen Version, die am Dienstag vorgestellt wurde, erhält die Hauptstadt eine Gesamtbewertung von 4,1. Da sich die Skala an Schulnoten orientiert, bedeutet das: grade mal ausreichend.
Über die Hälfte der 5.628 BerlinerInnen, die an der Umfrage von Anfang September bis Ende November teilnahmen, empfinden Radfahren im Straßenverkehr als Stress (Teilnote: 3,9), rund 60 Prozent fühlen sich als Verkehrsteilnehmende nicht akzeptiert (4,2). Ganz düster sieht es bei der Frage nach der Sicherheit von Radfahrenden im Verkehr aus: Die sahen mehr als 80 Prozent im Berliner Verkehr nach wie vor nicht gegeben, im Durchschnitt ergab das eine 4,7 – man könnte auch sagen: eine „Fünf plus“.
Einen Lichtblick gab es bei der Frage danach, ob die Situation für den Radverkehr zuletzt eher besser oder schlechter geworden sei: Hier verbesserte sich die Zensur von 4,2 im Jahr 2018 auf 3,4. Deshalb und für sein erfolgreiches Experiment mit der Einrichtung von „Pop-up“-Spuren im Rahmen der Pandemiesituation erhielt Berlin vom ADFC-Bundesverband den „Sonderpreis Corona“.
Im Detail vertraten nicht weniger als 90 Prozent der Befragten die Ansicht, dass auf Radwegen parkende Autos von der Polizei zu großzügig geduldet würden. Und fast 80 Prozent gaben an, beim – vollkommen legalen – Nutzen der Fahrbahn würden sie bedrängt und behindert. So gut wie alle (95 Prozent) fanden, die vorhandenen Radwege seien zu schmal, während 86 Prozent sagten, die Wege seien für junge und ältere Menschen nicht sicher.
„Die Unzufriedenheit der Radfahrenden ist groß“, fasste Frank Masurat vom ADFC-Landesvorstand das Offensichtliche zusammen. Ob es nun „an bizarren Verwaltungsstrukturen oder kaputtgesparter Infrastruktur“ liege, „an permanentem Personalmangel, an parteipolitischem Gezänk oder an der Angst der Regierungskoalition vor dem Geschrei einiger wenigen Parkplatz-Verteidiger“, immer wieder werde das Mobilitätsgesetz gebrochen. „Es kommt zu wenig Sichtbares auf der Straße an“, so Masurat.
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