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Rheinland-Pfalz vor LandtagswahlIn der Kampfzone

Rheinland-Pfalz lebt vom Militär. Doch der Fluglärm und die Verschmutzung der Felder bringt einige Menschen auf. In Binsfeld regt sich Widerstand.

Die Anwohner der Air Base in Ramstein leiden unter dem Flugverehr Foto: Riccardo Niccoli/Stocktrek Images/imago

Berlin taz | Günther Schneider hat einen guten Blick auf die Air Base. Sein Bauernhof in dem Eifel­dorf Binsfeld liegt nur 600 Meter vom Zaun des US-Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem entfernt. Kurz dahinter beginnt die Rollbahn.

„Bis Ende der Achtziger ist alle zwei Tage eine schwarze Rauchwolke über den Ort gezogen“, sagt Schneider. Zu Übungszwecken habe die Air Force regelmäßig Treibstoff in ein Erdloch geschüttet und angezündet, um den Feuerball dann mit Spezialschaum zu löschen.

Kein Wunder, dass Böden, Grundwasser und Gewässer in der Region mit Schadstoffen belastet sind. Einen Weiher am Ortsrand musste der Angelverein schon vor Jahren aufgegeben. Die Behörden raten auch bei den Bächen zu Vorsicht: Die Bevölkerung soll ihre Gärten lieber mit Leitungswasser gießen und pro Monat höchstens 300 Gramm selbstgefangenen Fisch essen. „Die Schadstoffe sehen Sie nicht. Sie wirken schleichend. Das macht sie so gefährlich“, sagt Landwirt Schneider.

Ungewöhnlich ist dieses Problem in Rheinland-Pfalz nicht. Das Land ist Militärstandort, seit Jahrzehnten ist vor allem die US Army vor Ort. Die Ramstein Air Base ist der größte Air-Force-Standort außerhalb der USA und das Medical Center im benachbarten Landstuhl das größte Krankenhaus. Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel lagern amerikanische Atombomben, und in Spangdahlem heben fast täglich F16-Kampfjets ab.

Viele Deutsche auf den Stützpunkten

Das Verhältnis zur Army ist ambivalent: Einerseits sind die Amerikaner ein Wirtschaftsfaktor. Viele Deutsche sind auf den Stützpunkten beschäftigt oder sind dort Auftragnehmer. Andererseits schadet vor allem der Flugverkehr Mensch und Umwelt. Der Lärm, stärker als an zivilen Flughäfen, ist die wohl offenkundigste Belastung. Die Schadstoffe, ob aus Löschschaum oder aus anderen Quellen, wurden in den letzten Jahren verstärkt Thema.

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Anders als in anderen Ortschaften scheut die Kommunalpolitik in Binsfeld mittlerweile auch die Konfrontation nicht mehr. Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land, zu der das Dorf gehört, klagt derzeit auf Schadenersatz. Der Klärschlamm der örtlichen Kläranlage sei mit Schadstoffen kontaminiert, die auf den Löschschaum der Air Base zurückzuführen seien. Der Schlamm könne daher nicht wie üblich an Landwirte abgegeben und auf Felder gestreut werden, sondern müsse teuer verbrannt werden.

Knapp 70.000 Euro will die Gemeinde dafür von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben haben. Die deutsche Behörde ist gemäß Nato-Vereinbarungen im Verfahren zuständig, die Kosten müssten im Falle einer Niederlage aber zu 75 Prozent die Amerikaner übernehmen.

Anfrage der Linken

In der Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Linken räumt die Bundesregierung ein, „dass Schadstoffbelastungen im Bereich des Flugplatzes auf die US-Nutzung zurückzuführen sind“. Ein Selbstläufer ist der Prozess für die Gemeinde trotzdem nicht: Der Schaum, um den es geht, galt lange als ausreichend umweltverträglich.

Noch bis ins Jahr 2011 durften Restbestände verbraucht werden. Wurde er trotzdem auch später noch in Spangdahlem eingesetzt? Und falls nicht: Müssen die US Army und die Bundesbehörde trotzdem haften?

Der Ausgang ist offen. Ein Gutachten soll offene Fragen klären, erst im Juli geht der Prozess weiter. Derweil gibt es auf der Air Base ein neues Problem: Aus einer Pipeline lief im Februar Treibstoff aus. Der Trierische Volksfreund schrieb von „zigtausenden Litern“. Aber eine Gefahr für Grundwasser und Bäche? Nein. Beteuert zumindest die Air Force.

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