: Afrika geringer von Covid-19 getroffen
Die zweite Welle der Coronapandemie trifft Afrika mit großen regionalen Unterschieden. Die deutlichsten Anstiege verzeichnen Staaten im Norden und Süden des Kontinents. Zuletzt wurden mehr als 3,8 Millionen bestätigte Infektionen und 100.993 Todesfälle – Stand 20. Februar – im Zusammenhang mit dem Virus gezählt. Damit entfallen auf den Kontinent, auf dem 17 Prozent der Weltbevölkerung leben, lediglich zwischen 3 und 4 Prozent der weltweiten Infektions- bzw. Todesfälle.
Experten machen verschiedene Gründe dafür verantwortlich: So haben viele Staaten schnell strikte Einschränkungen des öffentlichen Lebens durchgesetzt, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Auch werden für das Virus ungünstige klimatische Verhältnisse sowie soziokulturelle Besonderheiten als Ursachen vermutet. Anderseits weisen Wissenschaftler darauf hin, dass die hohe Bevölkerungsdichte in Ballungsräumen, vor allem in Slums, Infektionszahlen in die Höhe treiben müsste.
Deshalb scheint das geringe Durchschnittsalter der Bevölkerung von etwa 19 Jahren eine entscheidende Rolle bei der niedrigen Sterberate zu spielen. Dass viele Todesfälle in Afrika gar nicht behördlich registriert werden und damit nicht in den Statistiken auftauchen, stimmt zwar, ein plötzlicher Anstieg der Zahlen wäre aber nicht unbemerkt geblieben.
Was die Zahl der Infektionen angeht, vermuten Wissenschaftler eine hohe Dunkelziffer aufgrund mangelnder Testkapazitäten und vieler asymptomatischer Verläufe. Die mit Abstand höchsten Zahlen meldet das vergleichsweise weit entwickelte Südafrika, das 40 Prozent aller auf dem Kontinent gezählten Infektionen und die Hälfte der Toten verzeichnet.
Es wird befürchtet, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Millionen von Menschen in extreme Armut treiben. Die Weltbank erwartet für Afrika die erste Rezession seit einem Vierteljahrhundert. Abhilfe könnte ein Impfstoff schaffen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus wirft den Industriestaaten, die sich große Impfmengen sichern, ein „katastrophales moralisches Versagen“ vor.
Malte Werner
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