: Perspektive für Kitas gefordert
Der Landesverband evangelischer Kitas kritisiert kurzfristige Entscheidungen der Politik
Björn Radl 42, ist Koch und Mitbetreiber des „Kuss Rosa“ in der Neustadt.
Von Eiken Bruhn
Eine langfristige Perspektive für Kinder, Eltern und Erzieher*innen im Land Bremen forderte am Freitag Carsten Schlepper, Leiter des Landesverbandes Evangelischer Tagseinrichtungen, dem größten privaten Trägers in der Kindertagesbetreuung. Der Anlass ist die erneute Verlängerung des Lockdowns. Über die Regelungen für Kita und Schule entscheiden jetzt die Länder.
Aus Schleppers Sicht fehlen Lösungsansätze, „die über den immer wiederkehrenden Beratungszyklus der Regierenden hinausgehen“. Statt kurzfristiger politischer Entscheidungen brauche es „eine Perspektive, mit der wir über die nächsten Wochen und Monate hinaus planen können“. Diese müsste zwischen Politik, Trägern und Elternvertretungen abgestimmt werden.
Nur noch Notdienste
Die Pandemie werde noch lange andauern, auf diese Normalität müsse sich die Kindertagesbetreuung einstellen. Gut funktioniert habe der eingeschränkte Regelbetrieb, nach dem alle Kinder mindestens für 20 Wochenstunden in der Kita betreut wurden – unter Auflagen. So war unter anderem das gruppenübergreifende Arbeiten eingeschränkt.
Nachdem das mutierte Virus bei einer Kita-Mitarbeiterin nachgewiesen worden war, mussten alle Kitas vor zwei Wochen in die nächste und letzte Stufe eines vierstufigen Reaktionsplans wechseln. Seitdem wird wie in vielen anderen Bundesländern nur noch eine Notbetreuung angeboten.
Danach können nur noch Kinder in die Kita aufgrund von Kindeswohlgefährdung, Kinder mit Behinderung oder wegen familiärer Härtefälle. Berufstätigkeit an sich ist kein Kriterium – nur wenn Homeoffice nicht möglich ist. Das bedeutet, dass etwa auch Lehrer*innen keinen Anspruch haben, wenn sie Distanzunterricht von zu Hause machen.
Dies sorge für viel Ärger, kritisiert Schlepper. Zudem habe die Senatorin für Kinder und Bildung gesagt, Kitas könnten Kinder ohne Betreuungsanspruch aufnehmen, wenn weniger als zehn Plätze belegt seien. „Wenn zwei Plätze frei sind und zehn Eltern vor der Tür stehen, die triftige Gründe haben: Sollen die Kitas losen?“
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