Thomas Röwekamp als CDU-Spitzenkandidat: Spurloses entschwinden
Wer nur an Bremen denkt, freut sich, wenn die CDU Thomas Röwekamp nach Berlin schickt. Sein Politikstil war substanzlos, seine Rhetorik brutal.
F ür was steht eigentlich dieser Thomas Röwekamp, den Bremens CDU-Vorstand als Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl durchsetzen will? Niemand weiß das so ganz genau: Außer ein paar bestenfalls markigen, meist aber doch eher menschenverachtenden Sprüchen ist die politische Spur, die der Rechtsanwalt, Ex-Bürgermeister und langjährige Oppositionsführer in Bremen hinterlässt, angesichts von fast 30 Jahren Aktivität geradezu erschreckend dünn – gerade, wenn man ihn mit dem Profil seiner ausgebooteten Kontrahentin Elisabeth Motschmann vergleicht.
Die muss man nicht mögen. Aber ihr ist es gelungen, ohne ihr konservatives Profil zu verraten, gesellschaftlichen Wandel in Frauen- und Genderpolitik nachzuvollziehen. Kultur ist ihr seit jeher ein Anliegen. Und auf dem Feld der Außenpolitik – die gerade fürs Exportland Bremen wichtig ist – hat sie sich durchgekämpft. Das verdient Respekt.
Auch die Selbstbeschreibung des Innensenators a.D. hingegen bestätigt den Eindruck, dass es sich bei ihm um eine Person ohne jedes substanzielle Anliegen handelt, die Politik bestenfalls aus Geltungsbedürfnis und einer Art Abenteuerlust heraus betreibt: In Erinnerung geblieben ist die Negativ-Bestimmung, dass er kein Sozialer ist und sein will – und das in einem Bundesland, das die soziale Frage aufwirft, wie wohl kein zweites in Deutschland.
Jetzt hat er als seine Qualifikation für den Bundestag beschrieben, dass er sich in Bremen gut auskennt und sich „für die Interessen unserer beiden Städte in Berlin“ einsetzen wolle. Au weia: Mit einer derart provinziellen Agenda ergattert er bestimmt den neu zu schaffenden Posten des bremenpolitischen Sprechers der CDU-CSU-Fraktion im Bundestag!
Provinzialität und Eigennutz
Im Ernst: Das unreife Politikverständnis, nach dem dessen Abgeordnete vor allem je die Pfründe ihres Wahlkreises zu sichern hätten, ist Gift fürs Gemeinwohl. Und es ist schlimm, dass sich der christdemokratische Landesverbands-Vorstand dahinter stellt: Es geht im Parlament darum, Deutschland zu gestalten, und nicht, auf Kosten anderer Wahlkreise Wohltaten für Weseranrainer rauszuschlagen.
Die Vorstellung von Politik, die hier als Wahlvorschlag präsentiert wird, ist anschlussfähig nur an ein Denken, das die Wahrung des eigenen Vorteils jeder Solidarität vorzieht. Dass er untätig gewesen wäre in seiner Zeit in der Bremischen Bürgerschaft, kann man Röwekamp daher trotz minimalen politischen Ertrags nicht vorwerfen. Im Gegenteil, er ist wahrscheinlich der einzige Chef einer Landtagsfraktion, der jemals neben diesem satt diätenalimentierten Fulltime-Job noch eine 120-stündige Ausbildung zum Fachanwalt plus Prüfungen absolviert hat.
Nach dem Wahldebakel 2011 hatte ihn die nur selten renitente Basis der Bremer CDU geradezu gezwungen, den Parteivorsitz abzugeben: Zynismus, eine geradezu kokett zur Schau getragene Herzenskälte und brutale Personalpolitik lauteten die Vorwürfe damals. Sie werden heute etwas leiser artikuliert.
Aber noch immer ist das ein Politikstil, den hier niemand braucht. Für alle, denen es nur um Bremen geht, und nichts sonst, ist Röwekamps geplanter Abgang nach Berlin insofern eine gute Nachricht.
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