Manuela Heim über die Schulschließungen
: Vergessene Förderschulen
Nun sollen also spätestens ab Mittwoch wieder die meisten Schüler:innen zu Hause bleiben. Das wird erneut zur Belastung für die Eltern. Gibt es tatsächlich bezahlten Urlaub für Eltern jüngerer Kinder? Klappt das diesmal mit dem digitalen Unterricht oder reden wir im Grunde von nach vorn und hinten verlängerten Ferien? Die Bundesländer bemühen sich, nach dem allgemein gehaltenen Bund-Länder-Beschluss vom Sonntag, konkretere Informationen zu veröffentlichen. Wer immer noch nicht überall und ausreichend mitgedacht wird, sind die Schüler:innen mit besonderem Unterstützungsbedarf und die Förderschulen – Das war zum Unmut von Lehrer:innen und Eltern schon vor und nach dem ersten Lockdown so.
Wer über Schulen spricht, spricht nicht automatisch auch über Förderschulen. Hier werden Kinder unterrichtet und betreut, die häufig selbst zu den Risikogruppen gehören, vielfach auf enge körperliche Interaktion angewiesen sind, nicht generell digital unterrichtet werden und teils keine Maske tragen können. Sie werden häufig in Kleinbussen aus dem ganzen Stadtgebiet zur Schule gefahren. Abstand zu halten – unmöglich. Allein diese Faktoren rechtfertigen eine gesonderte Betrachtung.
Besonders wviele Kinder und Jugendliche in Förderschulen benötigen unmittelbare Unterstützung bei nahezu allem, was sie tun. Wenn sie nicht in der Schule betreut werden, bedeutet das für – häufig alleinerziehende – Eltern eine ganz andere Dimension als das Homeschooling anderer Kinder.
Nun kann man sich entscheiden, dass die Eltern dies eben stemmen müssen, weil die Lage so ernst ist. Aber dann muss man das klar kommunizieren und den Eltern ein ausreichendes Budget für Betreuungs- und Pflegeleistung bereitstellen. Schon im Bund-Länder-Beschluss fehlt ein Satz wie dieser: „Über die Umsetzung in den Förderschulen ist gesondert zu entscheiden und zu informieren.“ Allein in den Förderschulen werden deutschlandweit 325.000 Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf betreut. Es ist keine Option, sie nicht mitzudenken.
