Aus eins wird drei

Letzte Ansage zu den Leit­ungs­­positionen der SMB

Die Meldung trudelte so unauffällig in den Posteingang – noch nicht einmal der Trigger „Pressemitteilung“ stand drüber –, dass sie glatt übersehen wurde. Und wenn auch das nicht unbedingt beabsichtigt war, in jedem Fall wollte man unter dem Radar fliegen bei der Entscheidung über die Nachfolge von Udo Kittelmann auf dem Posten des Direktors der Natio­nalgalerie bei den Staat­lichen Museen zu Berlin (SMB).

Letztere stehen gerade unter kritischem Dauerbeschuss, weil sie eine durchweg positive Evaluierung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz durch den von der Beauftragten für Kultur und Medien, Monika Grütters, eingesetzten Wissenschaftsrat ruinierten. Denn ganz offensichtlich sind die SMB nicht in der Lage, ihren Betrieb richtig zu organisieren – siehe den unbeobachteten Kunstvandalismus in und vor den Museen als letztem Aufreger.

Den Bericht des Wissenschaftsrats konterten in einem ungewöhnlichen Schritt 19 Museums- und Samm­lungs­di­rek­to­r*innen mit einem offenen Brief, in dem sie mehr Mitspracherecht bei den Reformen forderten, was in der Konsequenz meint, mehr Mitspracherecht bei der Aufstellung ihrer eigenen Häuser. Die Ankündigung des Stiftungsrats, die Leitung der Nationalgalerie künftig auf drei Positionen zu verteilen, kann als Entgegenkommen gegenüber den Beschwerdeführern gesehen werden.

In der Sache ist das sicher richtig, auch wenn die Außenwirkung durch die Glanzlosigkeit der funktio­nalen Entscheidung bestimmt ist. Die Impresariofigur, die Kulturinstitutionen dieser Größe immer wohl zu Gesicht steht, fehlt.

Nun gut. Dafür haben Gabriele Knapstein am Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwartskunst, Joachim Jäger an der Neuen Nationalgalerie, am Museum Berggruen, bei der Sammlung Scharf-Gerstenberg und künftig auch am Museum des 20. Jahrhunderts sowie Ralph Gleis an der Alten ­Nationalgalerie samt Friedrichswerderscher Kirche bislang nicht gekannte Freiheiten, ihr Programm umzusetzen, beschränkt nur durch ihr Budget, das in jedem Fall dem Anspruch ihrer Aufgabe hohnspricht. Wenn hier noch nachgebessert wird, kann es interessant werden.

Brigitte Werneburg