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Nachruf auf Udo WalzVon Dietrich bis Merkel

Udo Walz war Deutschlands Starfriseur. In seinem Salon saßen Showbiz und Politik unter der Haube. Am Freitag ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.

„Das Leben ist keine Generalprobe. Man erlebt alles nur einmal.“ Das war das Lebensmotto von Walz Foto: dpa

Die Welten konnten nicht gegensätzlicher sein: Innen diese Stille, dezente Musik im Hintergrund, hier und da ein leise summender Föhn, sonst kaum ein Ton, selten ein Gespräch, aber wenn, dann keinesfalls ein lautes. Im Salon von Udo Walz am Kurfürstendamm herrschte Diskretion. Wer sich bei ihm die Haare frisieren ließ, hatte vor allem seine Ruhe. Ein Erfolgsgarant im Promibusiness.

Draußen in den Echokammern der verschiedenen Medien wurde um die Marke Walz umso mehr Lärm gemacht: Der Starfriseur gab gerne Interviews, war Stammgast in Fernsehshows, hatte mit „Typisch Udo“ eine eigene Dokusoap, trat im Traumschiff auf und bei Joko & Klaas, schrieb Bücher und war der erste aus seiner Zunft, der in der Politik öffentlichkeitswirksam mitmischte.

Gerhard Schröder war unter anderem sein Kunde, später schnitt Walz auch Angela Merkel die Haare. Bei aller Diskretion hatte es Walz geschafft, dass beide als frisurentechnische Personalien in die Boulevard-Geschichte eingehen sollten: Kanzler Schröder mit seiner Haarfarbe, die breit diskutiert wurde, ob sie denn echt wäre. Und Kanzlerin Merkel, die in der Öffentlichkeit lange Zeit weniger anhand ihrer Fähigkeiten als ihrer Frisur bewertet wurde – bis Walz ins Spiel kam und Ruhe einkehrte. Dem Portal web.de sagte er 2015: „Bevor sie zu mir kam, wurde ihre Frisur ja als Topffrisur bezeichnet – ich habe dann angefangen, ihre Frisur zu verändern.“ Kostenpunkt: der übliche Tarif in seinem Berliner Salon, 65 Euro für Waschen und Schneiden.

2005 während des Bundeswahlkampfs trat Walz selbst in die CDU ein. Mit der damaligen Vorsitzenden und Kanzlerkandidatin Angela Merkel hätte das nichts zu tun gehabt, wie er der taz in einem Interview sagte. Vielmehr mit seinem Selbstbild als mittelständischer Unternehmer. Er hoffte, „dass die CDU die Bürokratie entrümpeln“ würde.

1963 zog Walz nach Berlin, 1968 eröffnete er dort seinen ersten Salon. Schnell war er aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken – eine Tatsache, die sich nicht zuletzt an Zuschreibungen wie Berliner Urgestein bemerkbar machte. Geboren und aufgewachsen ist Walz jedoch im schwäbischen Waiblingen, mit 14 begann er in einem Stuttgarter Salon eine Friseurlehre, die Gesellenprüfung bestand er nur mit schlechter Note, der Erfolg kam trotzdem. Den Grundstein dafür legte er mit 18 in einem Salon in St. Moritz, in dem er arbeitete und Stars wie Romy Schneider oder Marlene Dietrich frisierte.

Manche meinten später eine direkte Linie von der Frisur der Dietrich zu jener von Sabine Christiansen oder gar Angela Merkel zu erkennen: blondiert und unzerstörbar perfekt geföhnt. Ob zutreffend oder nicht, Erzählungen wie diese machten den Erfolg von Udo Walz noch ein bisschen schillernder.

Internationale und nationale Stars besuchten regelmäßig seinen Salon: Maria Callas, Julia Roberts, Naomi Campell, Sophia Loren, Demi Moore, Gwyneth Paltrow, Claudia Schiffer, Heidi Klum und viele andere. Walz war für Modedesigner wie Wolfgang Joop, Jil Sander und Jean Paul Gaultier tätig, prägte jedoch auch das Bild der Frau in Deutschland jenseits von Haute Couture, als er eine Zeit lang die Titelfrauen der Zeitschrift Brigitte und Models des Otto-Katalogs frisierte.

Freunde und Wegbegleiter beschreiben Walz als großzügig, selbstironisch, charmant und lustig. Er selbst nannte sich gerne ein „schwäbisches Cleverle“, dem jedoch ein Hang zum Feiern nicht fehlte. „Das Leben ist keine Generalprobe. Man erlebt alles nur einmal“, so lautete sein oft zitiertes Motto.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, würdigte Walz als „echtes Berliner Unikat mit Herz und Schnauze“. „Sein Beruf war für ihn Berufung, er lebte für das Friseurhandwerk. Sein Stil hätte nicht besser zu Berlin passen können – klassisch und unaufgeregt“, so Müller.

Am Freitag ist Udo Walz im Alter von 76 Jahren in Berlin an den Folgen eines Diabetesschocks gestorben, wie sein Ehemann Carsten Thamm-Walz bestätigte.

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2 Kommentare

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  • Politisch vertrat Herr Walz leider Standpunkte, die nicht den Werten einer offenen, modernen Gesellschaft entsprechen.



    Im Interview mit Bild sagte er: "Ich finde, dass nur ein Mann und eine Frau heiraten sollten, wenn sie eine Familie gründen wollen"



    In einer Fernsehsendung sagte er: "Auch wenn ich mir jetzt Feinde schaffe: Ich finde, zwei Männer können nicht heiraten. Heiraten hat ja auch mit Kindern und mit Fortpflanzung zu tun"



    Diese überholten Ansichten repräsentieren Berlin zum Glück nicht so stark, wie die Aussagen des Regierenden Bürgermeisters Müller vermuten lassen.



    Dennoch meinen vollsten Respekt für die berufliche Karriere.



    Möge er in Frieden Ruhen.

  • Gute Reise in den Friseurhimmel.