: Geflügelpest breitet sich aus
In Nordfriesland wurden rund 1.000 tote Wildvögel entdeckt. Sie erlagen der Vogelgrippe, so der Verdacht
Zahlreiche tote Vögel werden derzeit den Behörden in Nordfriesland gemeldet. Angesichts der Vielzahl der Tiere sei es naheliegend, dass viele Opfer der Geflügelpest geworden seien, sagte ein Sprecher des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums am Mittwoch in Kiel. Die Laborergebnisse stünden aber noch aus.
Der Bürgermeister der Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog, Christian Nissen, sagte der Deutschen Presse-Agentur, nach einem Hochwasser lägen seit Montag hinterm Deich an einem Strand nahe der deutsch-dänischen Grenze geschätzt rund 1.000 tote Vögel, überwiegend Nonnengänse, aufgereiht wie an der Perlenschnur. Inzwischen haben nach Angaben des Kreises Mitarbeiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein und der durch die Coronapandemie stark belasteten Ordnungsämter einen Teil der Vögel eingesammelt.
In Nordfriesland und Dithmarschen wurden bereits Aufstallungsgebote für Hausgeflügel und weitere Maßnahmen angeordnet. Ausstellungen, Märkte und Veranstaltungen ähnlicher Art von Geflügel und Tauben sind verboten. Auch in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und den Niederlanden wurden Geflügelpestfälle nachgewiesen.
Der Anblick ist schwer zu ertragen
Nordfrieslands Kreisveterinär Dieter Schulze schilderte am Mittwoch die dramatische Lage. Immer wieder riefen Bürger beim Veterinäramt an, um einen todkranken Vogel zu melden. „Wir wissen, wie es vor Ort aussieht“, sagte Schulze. „Der Anblick Hunderter toter und sterbender Vögel ist auch für erfahrene Tiermediziner kaum zu ertragen.“ Doch helfen könnten er und seine Mitarbeiter nicht: „Es sind einfach zu viele Fälle, das kann niemand schaffen. Wir müssen uns nun darauf konzentrieren, das Geflügelpestvirus aus den Haustierbeständen herauszuhalten.“
Die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Wasservögeln und anderen Vögeln vorkommt. Bisher sind in diesem Herbst in Schleswig-Holstein zwölf Fälle nachgewiesen worden – dabei waren ausschließlich Wildvögel betroffen. Dies hatte am Montag das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das nationale Referenzlabor für Geflügelpest, bestätigt. Am Freitag waren in Nordfriesland die ersten drei Geflügelpestfälle des Jahres festgestellt worden. Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern meldeten je einen Fall.
Vor einigen Tagen war in den Niederlanden Geflügelpest bei Höckerschwänen entdeckt worden. Das FLI hatte Anfang Oktober erklärt, mit dem Herbstzug der Vögel sei ein hohes Risiko für das Einschleppen hoch ansteckender Vogelgrippeviren nach Deutschland zu erwarten. (dpa)
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