medienticker:
Berichterstattung über Kindesmissbrauch in australischer Kirche: Journalisten vor Gericht
Der Prozess gegen australische Journalisten und Medien im Fall George Pell hat begonnen. Einzelne Journalisten und Sendeanstalten stehen seit Montag vor Gericht wegen der Berichterstattung über den 2018 zunächst wegen Kindesmissbrauchs verurteilten und später freigesprochenen Kardinal (taz hatte berichtet). 18 Journalisten drohen Gefängnisstrafen, 12 Organisationen drohen Strafzahlungen, sollten sie vom Obersten Gerichtshof des Bundesstaats Victoria verurteilt werden. Die Berichterstattung über den Fall Pell war richterlich verboten worden – eine nicht ungewöhnliche Eigenheit des australischen und britischen Justizsystems.
Doch das enorme internationale Interesse an dem Strafprozess mit globalen Auswirkungen zeigte, wie schwierig es ist, derartige Berichterstattungsverbote im digitalen Zeitalter einzuhalten. Pell war am 11. Dezember 2018 schuldig gesprochen worden, zwei Chorknaben in Melbourne in den späten 1990er Jahren sexuell missbraucht zu haben. Wegen des Verbots war in Australien nicht direkt über den Prozess gegen den früheren Finanzminister von Papst Franziskus berichtet worden. Pell ist einer der ranghöchsten katholischen Kleriker, gegen den derartige Vorwürfe erhoben worden.
Das Verbot galt für jedes von Australien aus zugängliche Format. Hintergrund war, dass die Juroren eines drei Monate später stattfindenden Prozesses gegen Pell nicht beeinflusst werden sollten. Die australische Tageszeitung Herald Sun publizierte dazu eine Titelseite mit den Worten „Zensiert“. Ausländische Medien berichteten nur vereinzelt und vorsichtig über den Fall. (ap, taz)
Mord an slowakischem Investigativjournalisten: Ex-Polizeichef in U-Haft
Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Mord an dem Investigativjournalisten Jan Kuciak hat ein Spezialgericht in der Slowakei Untersuchungshaft für den Ex-Polizeipräsidenten Tibor Gaspar verhängt. Auch die Ex-Chefs von Schlüsselabteilungen der staatlichen Polizei müssen nach der Gerichtsentscheidung von Sonntag in Untersuchungshaft. Als Grund wurde die Gefahr einer Zeugenbeeinflussung genannt. Seit dem Mord an Kuciak und seiner Verlobten im Februar 2018 ermittelt die slowakische Polizei gegen korrupte Netzwerke in der Justiz und in ihren eigenen Reihen. (dpa)
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