: Exot aus Niedersachsen
Süßkartoffeln werden immer beliebter. Bisher werden sie aber häufig aus wärmeren Ländern importiert. Landwirte aus Niedersachsen wollen das ändern und planen sogar, in den Markt für Chips einzusteigen
Gegenüber Kälte ist sie empfindlich. Trotzdem verbreitet sich die Süßkartoffel nicht nur auf niedersächsischen Tellern, sondern auch auf den Äckern. „Sie macht zwar enorm viel Arbeit, aber wir setzen auf diese Nische“, sagt Landwirt Ernst Lütje aus Wasbüttel im Landkreis Gifhorn. Bis vor ein paar Jahren hatte er sie selbst noch nicht probiert.
Die Süßkartoffel ist leichter schälbar und hat eine kürzere Garzeit als normale Kartoffeln. Mit ihrem aromatisch-süßlichen Geschmack passt sie in verschiedenen Formen auf den Teller, als Püree oder Suppe, solo oder gemischt – so beschreibt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung die Süßkartoffel. Darauf setzt Lütje zusammen mit zwei befreundeten Landwirten und erhöht die Anbaubaufläche seit drei Jahren.
„2018 haben wir mit ein paar Stecklingen angefangen und sind mittlerweile bei vier Hektar“, berichtet der 46-Jährige. Noch sei es ein tägliches Lernen, weil es nicht viel Beratung gebe. Heute bezeichnet er die Süßkartoffel als gutes Zusatzprodukt.
Den Anbau und die Vermarktung nennt auch das Landvolk Niedersachsen speziell und aufwendig. „Bislang ist es für die Landwirte eine Marktlücke“, sagt Verbandssprecherin Sonja Markgraf. Experten rechneten aber mit einer Ausweitung des Anbaus in den kommenden Jahren. „Die Süßkartoffel wird vor allem in den Städten nachgefragt und liegt dort vor allem bei jungen Leuten im Trend“, sagt Markgraf.
Das Gemüse wird schon länger in Supermärkten angeboten, allerdings wurde es dafür fast ausschließlich aus Amerika oder auch Portugal importiert. Ein Grund, warum die Süßkartoffel derzeit als Trend wahrgenommen werde, ist für Markgraf aber vor allem der ausgeweitete regionale Anbau.
„Es gibt mehrere Betriebe, vielfach auch Öko-Betriebe, die Süßkartoffeln anbauen“, sagt die Landvolk-Sprecherin und nennt Höfe in den Landkreisen Hildesheim und Lüneburg. „Die Süßkartoffeln funktionieren auf allen Böden“, berichtet Markgraf. Weil sie viel Wärme bräuchten, sei die Witterung der drei vergangenen Jahre auch in Niedersachsen günstig gewesen.
Für dieses Jahr ist die Ernte fast abgeschlossen. Danach werden Süßkartoffeln bei 27 bis 33 Grad und 80 bis 95 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit nachbehandelt, damit sie lagerfähig werden. „Um möglichst viel zu verwerten, werden zu kleine oder verformte Süßkartoffeln für Chips genutzt“, sagt Lütje. Dafür arbeite das Team mit einem Start-up aus Osnabrück zusammen. Auf der Grünen Woche im vergangenen Jahr in Berlin habe es dafür ein sehr positives Feedback gegeben. (dpa)
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