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Hubert Fichte-Preis für Seddig

Romanautorin und taz-Kolumnistin Katrin Seddig wird für ihr erzählerisches Werk geehrt – im März

Katrin Seddig ist eine Frau die eher sparsame Sätze schreibt, nüchtern, lakonisch. Beschönigungen mag sie nicht, kann ihnen aber nicht entrinnen, weil ihr Verlag es offenbar für einen Makel hält, dass sie ihr Philo-Studium ohne Abschluss abgebrochen hat: Sie schreibt halt, und dafür brauchst du keinen Abschluss, schreibt lakonische Sätze, Geschichten und Romane mit leichter Untertemperatur und seit bald fünf Jahren in der taz nord die Kolumne „Fremd und befremdlich“. Im Sommer ist ihr großer Roman zum G20-Gipfel erschienen, der die Frontstellungen der Gesellschaft auf die Hamburger Familie Koschmieder projiziert, die sich nach den Ereignissen selbst nicht mehr kennt.

Jetzt hat die 1969 in Strausberg geborene Autorin den Hamburger Hubert-Fichte-Preis zugesprochen bekommen: Herzlichen Glückwunsch! – und natürlich steht da wieder, dass sie seit dem Studium dort lebt, in Hamburg, und schreibt. Nicht, dass am Ende noch jemand ermutigt wird, seine akademische Karriere in den Wind zu schießen, weil es ja auch ohne geht und man trotzdem ordentlich dotierte Preise bekommt. In Katrin Seddigs Universum gehe es „um das schleichende Scheitern noch der unambitioniertesten Vorstellung vom eigenen Leben – und um das Gute und das Schöne, das aus diesem Scheitern unerwartet erwächst“, hat die Fichte-Preis-Jury dennoch ihre Entscheidung begründet, und der Kultursenator persönlich wird ihn ihr überreichen, kommendes Jahr im März.

Strausberg ist ein Kaff östlich von Berlin, mit einem langgestreckten See. An dessen schlammigen Ufer hat Heiner Müller seine Medea angesiedelt, dieses Urbild der unedlen Wilden, ein prima Ort für Gegenwartsliteratur, drumherum Wald: Da ist Seddig aufgewachsen und manchmal, in den Kolumnen, nutzt sie diese Kindheitserfahrungen, um die urbane norddeutsche BRD-Gegenwart mit ihnen abzugleichen: Die meisten wollen ja Fremdheit überwinden.

Aber Seddig will sie eher herstellen, scheint es, und bewahren und zur Geltung bringen. Der Hubert-Fichte-Preis passt deshalb super zu Seddig: Fichte war ja Ethnologe und das ist Seddig auch, selbst wenn sie es nicht studiert hat. Sie ist eine Frau, die alles um sich herum fremd finden kann und so staunend darüber berichtet, dass dieses Befremden die Leser*innen packt. Das Fremde ist nämlich eigentlich das Schöne.(taz)

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