brief des tages:
Warum vergiften wir alles?
„Reform der EU-Agrarsubventionen: Nur Klöckner sieht „Systemwechsel“,
taz vom 21. 10. 20
Wir erholen uns in Gärten aus Stein und springen in betonierte Gummipools. Wir balancieren über Gehwege, die wir vorher abgeflammt haben. Wir tragen Gift gegen Schnecken aus, gegen Ameisen, gegen Käfer, gegen Bienen, Hummeln und Insekten. Gift gegen alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist – wenn die noch stehen. Dabei scheint es uns egal zu sein, dass wir dieses Gift selbst einatmen. Gifte sind ein todsicheres Geschäft – 1,3 Milliarden Euro Giftumsatz im Jahr! Wir wollen kein Geld für Nahrung investieren, wir geben lieber mehr Geld für Felgen oder Markenprodukte aus statt für den Erhalt der Natur. Schlimmer: Wir zerstören sie. Igel sind in manchen Regionen kaum noch auffindbar. Wo sollen sie auch hin – ohne Rasen, ohne Hecken, ohne Natur? Deko reicht nicht zum Überleben. Sie brauchen Laub, keine Mähroboter und keine Laubbläser. Wenn wir aus unseren beherbergten Pool-Deko-Gärten nicht bald aufstehen und den Arsch bewegen und aufhören, blinder Passagier zu spielen, werden wir bald keine Natur mehr haben. Und kein Essen.
Svenja Reiners, Drensteinfurt
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