LONDON EYE: Träumen wie Mr Bean
VON DANIEL ZYLBERSZTAJN
Daniel Boyle hat den Geist Londons genau getroffen. Man ist stolz, dass man die Eröffnungsfeier zustande gebracht hat – so als habe die Welt nur darauf gewartet, dass London es nicht schaffe. Post-Imperial-Stress-Syndrom vielleicht? Aber London ist gut drauf, mit großer Menschenvielfalt, guter Musik und vor allem Menschen, die über sich selbst lachen könnten. So fühlen sich die meisten in London seit Freitagabend als neue Menschen und Bestandteil von „Team GB“, dessen Freitagsklamotten übrigens eine Schandtat für Londons Modeindustrie sind – man tut dabei so, als rede man unter sich und die Welt hätte nichts gemerkt.
Aber die meisten konnten nach der langen Freitagsnacht und der neuen sommerlichen Hitze nicht anders, als sich einem anderen Drang hinzugeben und es Mr Bean nachzumachen. So schlummerten sie den Rest des Wochenendes in Londons Bussen und U-Bahnen vor sich hin und träumten von Freikarten für angeblich ausverkaufte Olympiaevents.
Das könnte für die Organisatoren zum Albtraum werden. Denn so manche Londoner, die immerhin über Jahre höhere Stadtsteuern für die Olympischen Spiele hinlegen mussten und dafür keine guten oder gar überhaupt keine Olympiakarten bekommen haben, fühlen sich nun angeschmiert. Wie die Grubenarbeiter in Boyles Olympiainszenierung.
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